Unterrichtsmateralien Gaston Dreher

Hier können die fertig ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten zum Fall Gaston Dreher heruntergeladen werden.

Das Schicksal von Gaston Dreher (1907–1944) vermittelt heutigen Jugendlichen einen spannenden und eindrücklichen Einblick in historische Lebensumstände. Seine Geschichte wird anhand von Archivquellen nachvollziehbar.

Wer war Gaston Dreher?

Gaston Dreher war ein junger Franzose jüdischen Glaubens, der 1907 in Mulhouse geboren wurde. Er kam 1912 mit seinen Eltern und seiner Schwester nach Basel, ging dort zur Schule und wuchs an der Mostackerstrasse auf. 1921 erkrankte sein Vater schwer. Die familiäre Situation spitzte sich zu, der junge Mann entglitt seiner Mutter. Er geriet mit dem Gesetz in Konflikt und wurde von der Vormundschaftsbehörde in einem Heim untergebracht. Daraufhin versuchte er in Frankreich Fuss zu fassen, wurde erneut straffällig und 1931 aus sittenpolizeilichen Gründen (Gefahr der Armengenössigkeit) vom Kanton Basel-Stadt des Landes verwiesen. Gegen diese Ausweisung verstiess er mehrfach, wurde erneut straffällig und verbrachte zudem einige Jahre in der Psychiatrie. Als ihm im besetzten Frankreich 1943 die Deportation drohte, floh er in die Schweiz, reiste zu seiner Schwester nach Basel und stellte dort ein Asylgesuch. Die Eidgenössischen Behörden lehnten mit dem Verweis auf seine Vergangenheit ab. Gaston Dreher wurde bei Genf an die Grenze gestellt und ausgeschafft. In Frankreich fiel er sofort den deutschen Besatzungsbehörden in die Hände und wurde über Drancy ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Hier endete sein Leben am 21. April 1944.

Detailliert nachzulesen ist die Geschichte in der Publikation von Antonia Schmidlin und Hermann Wichers: Versorgt, ausgewiesen, in den Tod geschickt. Das Leben des jüdischen Elsässers Gaston Dreher (1907–1944), Zürich: Chronos 2022.

Zum archivpädagogischen Angebot

Das Angebot umfasst drei Workshops für Schulklassen, welche entweder im Staatsarchiv oder selbständig im Unterricht in der Schule durchgeführt werden können. Die Workshops bauen chronologisch aufeinander auf und behandeln jeweils einen thematischen Schwerpunkt aus der Biografie von Gaston Dreher. Workshop 1 widmet sich den Jugendjahren von Gaston Dreher und seinen Diebstählen. Workshop 2 hilft erforschen, was Gerichtsakten über den jungen Mann Gaston Dreher verraten. Workshop 3 beschäftigt sich mit Jugendfürsorge und Heimerziehung in den 1920er-Jahren.

Alle Materialien liegen in digitaler Form vor. Ein Workshop benötigt etwa 4 Unterrichtslektionen, er kann aber auch gekürzt werden.

Ergänzend kann eine Archivführung für Schulklassen und andere Interessierte durchgeführt werden. Die Führung besteht aus einzelnen Modulen, die in Länge und Thematik sowie altersspezifisch angepasst werden können.

Über die Durchführung eines solchen Workshops informiert ein Blogbeitrag des Staatsarchivs.

Das komplexe und interessante Fallbeispiel von Gaston Dreher spricht Jugendliche besonders an. Sie arbeiten mit verschiedenen Quellen (Straf-, Vormundschafts- und Jugendheimakten), welche das Leben Gaston Drehers aus ganz unterschiedlicher Perspektive beleuchten. Amtliche Stellungnahmen, Protokolle von Einvernahmen, persönliche Briefe Drehers und diverse schriftliche Äusserungen von Lehrern, Betreuungspersonen und seiner Mutter bieten vielfältige Zugriffe. Da diese Archivalien teils handgeschrieben sind, kann auch an das Lesen alter, heute nicht mehr geläufiger Schriften herangeführt werden.

Die Arbeit im Archiv ermöglicht das forschend-entdeckende Lernen, führt an die originalen Quellen, verweist auf den Niederschlag der allgemeinen Geschichte im konkreten Kontext des Lokalen, öffnet Dimensionen historischer Erfahrung, ist handlungsorientiert und dient der Methodenschulung.

Die Arbeitsmaterialien werden vom Staatsarchiv zur freien Verfügung bereitgestellt. Erarbeitet wurden sie von Antonia Schmidlin (Geschichtslehrerin am Gymnasium Liestal, ehemalige Dozentin Fachdidaktik Geschichte an der PH FHNW), Sabine Strebel (Leiterin Bildersammlung im Staatsarchiv) und Hermann Wichers (Leiter Benutzung im Staatsarchiv).

Vor einer Verwendung bitte beachten: Die hier präsentierten Archivquellen und deren Transkripte sind Public domain (Lizenz CC0). Die Tonaufnahmen, Arbeitsblätter und weitere Unterrichtshilfen unterliegen der Lizenz CC by; eine Namensnennung der Autorinnen und des Autors ist vorgeschrieben.

Dieses Angebot wurde von der H.A. Voegelin-Bienz-Stiftung für das Staatsarchiv Basel-Stadt gefördert.

Workshop 1: Ein 15-Jähriger macht gestohlene Dinge zu Geld – eine Geschichte aus Basel in den frühen 1920er-Jahren
Workshop 2: Ein junger Mann vor Gericht – ein Fall aus Basel in den 1930er-Jahren
Workshop 3: Ein ausländischer Jugendlicher wird in den 1920er-Jahren «versorgt»
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