Unterlagen der VHTL Sekretariat Basel und Region aus dem Sekretariat der Gewerkschaft Unia Nordwestschweiz
Titel
Unterlagen der VHTL Sekretariat Basel und Region aus dem Sekretariat der Gewerkschaft Unia Nordwestschweiz
Signatur
PA 1015b
Stufe
Bestand
Entstehungszeitraum
1913-2006
Rechtsstatus
Depositum
Laufmeter
10.80
Provenienz
Gewerkschaft VHTL (Basel)
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen gelangten 2011 aus dem Keller des Sekretariats der Gewerkschaft Unia Nordwestschweiz, Rebgasse 1, in das Staatsarchiv. Dies geschah im Rahmen einer mehrteiligen Ablieferung, die insgesamt drei Tranchen umfasste und von Rita Lanz vorbereitet wurde. Die drei Tranchen enthielten Teilbestände der Gewerkschaften GBH, GBI, SMUV, unia und VHTL (alles Vorgängerorganisationen der Unia). Sie wurden den entsprechenden Fonds zugewiesen. Sie beziehen sich grösstenteils auf die letzten beiden Jahrzehnten vor der Fusion zur Unia 2004. Im Unterschied zum Bestand PA 1015a lag die Federführung über die Akten und Dossiers des Bestands PA 1015b fast ausnahmslos beim Sekretariat Basel, weshalb Sek-tionen und Sekretariat nicht besonders ausgewiesen wurde. Die wenigen Ausnahmen mit abweichender Provenienz wurden entsprechend gekennzeichnet.
Form und Inhalt
Zeitliche Streuung
Das überwiegende Schwergewicht der Akten des VHTL, die im Basler Regionalsekretariat und der Sektion Basel entstanden sind, liegt in den 1980er und 90er Jahren. Die Überlieferung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts ist deutlich dünner. Die Frühzeit Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist relativ schlecht bezeugt, was aber weniger eine Folge von Überlieferungsverlusten ist, sondern vor allem der - im Vergleich etwa mit dem Baugewerbe oder der Metallindustrie - verzögerten Organisationsbildung und dem geringen Organisationsgrad geschuldet ist.
Hauptstränge und Lücken
Die Protokolle von Sektionsversammlung, Vorstand und Geschäftsleitung sind für die gesamte Existenzdauer des VHTL mit nur kleinen Lücken überliefert. Die Jahresberichte, die jeweils die Tätigkeiten in der ganzen Region abbilden, sind zwischen 1913 und 2001 erhalten, ab den 1950er Jahren fast lückenlos. Ein Grossteil der Akten wurden aus den erläuterten Gründen nach dem Betreff des Berufs bzw. Betriebs abgelegt (vgl. Kapitel zur Überlieferungsbildung). Im Bestand der Sektion Basel gehören dazu Unterlagen, die in den Berufs- und Betriebsgruppen selbst entstanden sind, d.h. mehrheitlich Protokolle, die nur teilweise bis um 1900 zurückreichen. In den Beständen des Sekretariats zählen dazu die Akten, die der zuständige Sekretär in der Betreuung der Gruppen führte, sowie vor allem die Unterlagen, die er in der Pflege der entsprechenden Vertragsbeziehungen anlegte. Letztere reichen vereinzelt bis in die 1930er Jahre zurück, sind aber erst seit den 1960er Jahren etwas zahlreicher, seit den 1980er Jahre dann umfangreich vorhanden. Besonders reichhaltig dokumentiert ist die Berufsgruppe Verkauf, wobei insbesondere die seit den 1980er Jahren intensiv geführte Debatte um die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten ins Gewicht fällt. Getrennt von dieser Doppelablage "Gruppen / Vertragsbeziehungen" wurde eine umfangreiche Textsammlung der Gesamtarbeitsverträge angelegt. Im Unterschied zum GBH existierte im VHTL kein zusätzliches zentrales Korrespondenzablagesystem, das eine Lückenlosigkeit der Überlieferung garantieren könnte; die Korrespondenz ist nur als Teil der Sachdossiers erhalten. Von den 1981 formell zu Sektionen aufgewerteten Bereichen Rhein- und Seeschifffahrt ist lediglich ein Dossier, dass im Regionalsekretariat geführt wurde, überliefert. Bestände, die aus dem direkt zuständigen Zweigsekretariat auf dem Hafenareal (Hochbergerstrasse 158) stammten, waren in den Ablieferungen keine enthalten.
Besonderes
Die Mitgliederentwicklung ist im Zeitfenster 1970 bis 2000 vor allem in quantitativer Hinsicht besonders gut dokumentiert: Erstens liegen umfangreiche Mitgliederkarteien vor mit den Merkmalen Name, Wohnadresse, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Geschlecht, Beruf, Interessengruppe, Arbeitgeber sowie Datum des Verbandseintritts. Zweitens sind zusammenfassende Listen und Statistiken überliefert. Drittens wurden die Beitrittserklärungen bzw. mehrheitlich die Mitgliedschaftskündigungen systematisch gesammelt. Gerade die Kündigungsschreiben sind besonders auch in qualitativer Hinsicht interessant, weil sie oft die ins Feld geführten Motive für den Austritt nennen. Ob der quantitative Erkenntniswert der genannten Quellen nicht bereits in den statistischen Erhebungen der Gewerkschaftszentrale ausgeschöpft wurde, bleibt zu prüfen. Besonders umfangreich ist zudem die Serie des Rechtsschutzdienstes in Form von Personaldossiers im Zeitraum vom Anfang der 1970er bis zum Ende der 1990er Jahre dokumentiert. Unter den ungewöhnlichen Einzeldossiers
besticht eine handgefertigte Chronik der Entwicklung der Teuerungszulagen im Zweiten Weltkrieg, die mit kolorierten Zeichnungen sorgfältig illustriert wurde. Besonders zu nennen ist ausserdem ein Dossiers mit Akten der Volksdruckerei Basel zwischen 1970 und 1998, das aus überlieferungsgeschichtlichen Gründen im Bestand belassen wurde.
Bewertung und Kassation
Es wurden nur Doubletten und vereinzelte Rechnungsbelege entfernt, ansonsten fand keine Kassation statt.
Ordnung und Klassifikation
Im Unterschied zum Bestand PA 1015a wurden die Akten und Dossiers des vorliegenden Bestands PA 1015b fast ausnahmslos im Sekretariat Basel geführt, die wenigen Ausnahmen mit abweichender Provenienz wurden entsprechend gekennzeichnet. Die innere Ordnung der Verzeichnung wiederspiegelt die Aufgabenteilung und das Ablagesystem im Sekretariat. Zu den Serien C und D ist Folgendes zu anzumerken: Entsprechend der grossen beruflichen Heterogenität führte der VHTL seine Vertragsbeziehungen ausgesprochen dezentral. In der Struktur der Primärablage zeigte sich dies darin, dass nicht nur Akten, die die Sekretäre in der Betreuung der Berufs- und Betriebsgruppen anlegten, nach Gruppenbetreff abgelegt wurden, sondern auch die Unterlagen, die sie in der Pflege der Vertragsbeziehungen führten. Dies unterscheidet die VHTL von anderen Gewerkschaftsarchiven. Der GBH zum Beispiel regelte die Vertragsbeziehungen fast aller seiner Berufsgruppen zentral durch den Gesamtarbeitsvertrag für das Bau- und Holzgewerbe im Kanton Basel-Stadt. Entsprechend wurden im GBH die Akten der Berufsgruppen und jene der Vertragsbewegungen voneinander getrennt abgelegt (PA 981). In der archivarischen Verzeichnung der VHTL-Bestände wurde jene besondere Ablagestruktur mit dem Doppeltitel "Vertragsbeziehungen / Berufsgruppen" (Serie D 2) bzw. "Vertragsbeziehungen / Betriebsgruppen" (Serie D 3) nachgebildet.
Anmerkungen
Die Erschliessung des Bestandes erfolgte durch finanzielle Unterstützung des Ellen-Rifkin-Fonds, der. Dr. H.A. Voegelin-Bienz-Stiftung für das Staatsarchiv Basel-Stadt und der Gewerkschaft Unia.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2036
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt