Grossdias
Titel
Grossdias
Signatur
PA 924a O 2
Stufe
Serie
Archivalienart
Bild
Anmerkungen
Am 13.07.1993 wurden insgesamt 837 Glasdias des Schweizerischen Bundes für Naturschutz (jetzt ProNatura) durch das Staatsarchiv Basel-Stadt übernommen. Die teilweise handkolorierten Dias stammen aus der Zeit von etwa 1905 bis 1940. Insgesamt existieren 3 Formate: 8.5x8.5cm, 9x12cm und 8.5x10cm, wobei letzteres mit Abstand das gängigste Format darstellt. 716 Glasdias werden in einem Holzschrank (PA 924 O 2.1 b) mit 4 grossen Schubladen aufbewahrt, der ebenfalls vom SBN an das Staatsarchiv Basel-Stadt übergegangen ist. Darüber hinaus existieren 2 kleinere Holzkisten (PA 924 O 2.2 b), die einmal 95 und einmal 26 Dias enthalten. Die Glasdias sind sämtlich in einem guten Zustand. Im Bestand des Staatsarchivs Basel-Stadt befinden sich jedoch nicht nur die Glasdia, sondern auch nach Nummern geordnete und in Briefumschlägen bewahrte Negative. Eine mögliche Zuordnung zwischen Negativ und Positiv ist bisher nicht geschehen.
Im Diabestand des SBN finden sich Abbildungen sowohl von Tieren, Pflanzen und Landschaften, als auch von Einzelpersonen und Gruppen, welche überwiegend im engen Zusammenhang mit dem Schweizerischen Nationalpark stehen. Selbst Luftbildaufnahmen von der Swissair Photo AG sind Bestandteil der Sammlung. Ansiedlungsversuche von Wildtierarten sind ebenso dokumentiert, wie Naturkatastrophen und das tägliche Leben im Naturschutzgebiet.
An der Gesamtheit der Dias ist sowohl die Gestaltung der Naturlandschaft Schweiz, als auch eine Form ihrer Propagierung abzulesen. Die Themenvielfalt der Bilder kann somit nicht nur als Quelle für einzelne Orts- und Stadtgeschichtsschreibungen im Engadin oder zur Illustrierung der Geschichte des SBN oder des Nationalparks herangezogen werden, sie bietet auch Aufschluss über die Konstruktion von Wirklichkeit und die Popularisierung von Naturwissenschaften (in diesem Fall vor allem der Biologie, des Umweltschutzes, der Forstwirtschaft und der Geologie).
Besondere Aufmerksamkeit verdienen z.B. auch die Dias Nr. 866 bis 872. Sie zeigen Filmaufnahmen in Uznacherried aus dem Jahre 1930. Von der Aufrichtung des Kinematographen-Zeltes bis zu den tatsächlichen Aufnahmesituationen ist hier der gesamte Arbeitsgang auf Bild gebannt worden.
Diese Glasdias befinden sich nicht mehr in der ursprünglichen Reihenfolge, sondern sind thematisch sortiert übergeben worden. Anhand der vom SBN auf den Dias vermerkten Nummern kann jedoch eine alte Ordnung wiederhergestellt werden. Diese ist jedoch wenn auch nach einem anderen System ebenfalls thematisch. Eine Auflistung hierzu befindet sich unter PA 924 O 2.1.a bis 2.2.a. Doch auch diese Reihenfolge muss nicht die ursprüngliche darstellen, da a) nicht von einem abrupten, sondern von einem langsamen Aufbau der Sammlung ausgegangen werden kann (die unterschiedlichen Datierungen der Aufnahmen belegen dies) und b) auf einigen Dias noch ältere Nummern verzeichnet sind. Andererseits liessen gerade die alten SBN-Signaturen Schätzungen zur ursprünglichen Grösse des SBN-Bestandes zu.
Im Bestand des Staatsarchivs Basel-Stadt befindet sich darüber hinaus ein Verzeichnis der Diapositive (PA 924a O 2.1a (1)), welches wahrscheinlich den Bestand an Glasdias vor der Neunummerierung (PA 924 O 2.1.a bis 2.2.a) enthält. Zu diesem Zeitpunkt (eine genaue Datierung ist momentan noch nicht möglich) sind 52 unterschiedliche Glasdia-Motive (einige Motive sind in mehrfacher Ausführung aufgelistet) über 'Zernez & Cluoza', 83 Motive aus dem 'Ofengebiet', 46 Pflanzenbilder z. grössten Teil aus dem Park selbst, 22 Baummotive, 53 Motive von Reservaten und
geschützten Objekten sowie 31 Diamotive in der Rubrik Diverse, mindestens 4 Gebietskarten (vom Nationalparkgebiet existierten allein 8 identische Dia) und 6 Motive der Rubrik 'Ausland' aufgeführt. Die überlieferte Liste ist jedoch nicht vollständig. Sowohl die Nummern 291 bis 309, als auch die 400er Nummern sind nicht enthalten. Nach dieser Lücke findet sich, beginnend mit der Nummer 501, noch eine Seite Anhang zum Pflanzenverzeichnis mit insgesamt 25 Einträgen, von denen die letzten 8 handschriftlicher Natur sind. Insgesamt betrug der Glasdiabestand zum Zeitpunkt der Listenerstellung - inklusive der doppelten Motive - 420 Stück.
Das Hauptaugenmerk einer genaueren Untersuchung des Bestandes müsste vor allem auf der Rekonstruktion einzelner Diaabfolgen in öffentlichen oder wissenschaftlichen Vorträgen liegen. Das einzelne Bilder doppelt erhalten sind (z.B. 299 und 304) zeigt möglicherweise, dass sie in unterschiedlichen Serien gleichzeitig eingesetzt wurden. Untersuchungen müssten ergeben, inwieweit diese Serien dann eine eher wissenschaftliche oder eher populäre Dramaturgie aufweisen.
Bisher unbeantwortet ist die Frage geblieben, wie die Dias vom SBN oder auch von anderen Institutionen oder Einzelpersonen tatsächlich verwendet wurden. Dabei könnte sich auch eine Vermischung von wissenschaftlichen und populären Gebrauch bzw. ein Einsatz in der Reklame für den SBN oder seine Zwecke zeigen. Photographien erhalten ihren Sinn aus dem Kontext. Es wäre daher ohnehin denkbar, dass ein und das selbe Bild sowohl auf einem öffentlichen populärwissenschaftlichen Vortrag, auf einer wissenschaftlichen Tagung, bei einer Mitgliederversammlung des SBN und auf einer Tourismus-Werbebroschüre zu finden wäre. Das der ursprüngliche Zweck jedoch kein genuin wissenschaftlicher war, zeigt schon die Beschriftung der Dias. Nur auf ca. 20% - hier sticht vor allem die Gattung der Pflanzen heraus findet sich neben der deutschsprachigen auch die wissenschaftlich korrekte lateinische Beschriftung (z.B. die Dias Nr. 205, 208, 212 und 215).
Der Ursprung der einzelnen Bilder ist nur in wenigen Fällen klar zu rekonstruieren. So finden sich auf dem Grossteil der Bilder keine Angaben zu den Photographen. Doch kann als gesichert angesehen werden, dass nicht alle - vielleicht sogar nur wenige - Dias, von Angehörigen des SBN oder des Nationalparks aufgenommen wurden. Nicht nur die bereits erwähnte Swissair Photo AG, auch die Bildarchiv GmbH Freiburg im Breisgau haben zum Fundus des SBN beigetragen. Selbst Teile von populären Bildserien z.B. die von der Firma Ganz & Co., Zürich sind enthalten. 31 verschiedene Photographen bzw. Institutionen finden sich auf den Dias verzeichnet. Hier stechen quantitativ vor allem - J. Gaberell, Thalwil -, Ph.Huth, Photohaus Spalen, Basel, Ganz & Co. Zürich, B. Rutschmann, Wülflingen und Wilh. Heller, Zürich heraus. Dabei bleibt freilich vorerst fraglich, auf welchem Weg z.B. durch gezielten Ankauf oder durch Auftragsarbeit, die Dias in die Hände des SBN gelangt sind.
Eine weitere Besonderheit des Diabestandes ist die Existenz einzelner Motive, sowohl in schwarz-weiss, als auch in einer kolorierten Variante (882 und 883; 888, 889 und 890; 868 und 867; 870 und 866 sowie 879 und 880). Hier fällt auf, dass über die jeweiligen Kolorierer noch weniger überliefert ist, als von den Photographen. Einzig der Sekundarlehrer B. Rutschmann aus Wülflingen kann namentlich dingfest gemacht werden. Eine Besonderheit innerhalb des Bestandes stellt Dia Nr.198 dar. Es zeigt einen Luchs, der ein Reh reisst. Dieses
Bild ist als einziges vollständig handgemalt also nicht aufgrund eines Photopositivs koloriert. Der Verfertiger bleibt aber auch hier unbekannt.
Die Mehrsprachigkeit der Schweiz erforderte, für eine auf Beiträge ('Ein-Franken-Verein') und guter Publicity angewiesene Organisation, wie dem Schweizerischen Bund für Naturschutz, auch eine mehrsprachige Werbe- und Publikationstätigkeit. Es wäre zu vermuten, dass dies auch anhand der Dia nachzuvollziehen ist. Dies ist jedoch nur im geringen Masse der Fall. Fast sämtliche Dia sind auf dem Seitenstreifen deutschsprachig betitelt (eine Ausnahme wäre z.B. das Dia Nummer 819). Dies mag sicherlich in ihrem Aufbewahrungsort, also Basel, begründet liegen. Für die meisten Bilder ist dies hingegen nebensächlich. Waren abgebildete Bäume und Tiere doch auch von den Veranstaltern französischsprachiger Diaschauen ohne weiteres zu entschlüsseln und waren die reichlich vorhandenen Dia mit Pflanzenabbildungen im Regelfall nicht nur auf deutsch, sondern auch in Latein beschriftet. Berg-, Landschafts- und Personennamen waren darueber hinaus nicht an sprachliche Differenzierungen gebunden. Einzig und allein graphische Karten mussten in zweisprachiger Ausfertigung vorhanden sein. Ein Beispiel hierfür sind die Dia 272, 275. 895, 900, 901 und 907. Die gleiche Karte von der Schweiz (in einem Fall etwas vergrössert) ist z.B. hier auf dem Diapositiv einmal französisch (272) und einmal deutsch (275) beschriftet. Auffallend ist hingegen, dass bei beiden jedoch der Seitenstreifen, also die bei der Suche sichtbare Beschriftung, in beiden Fällen deutschsprachig ist und keinen Schluss auf die abweichenden sprachlichen Ausführungen zulässt. Im Gegensatz hierzu ist beim Dia 230 (Chene pedoncule. Canton de Vaud.) sowohl der Text auf dem Diapositiv als auch die Seitenbeschriftung in französischer Sprache gehalten. Auch die von Wilhelm Heller, Zürich verfertigten Dia zum Zustand des Nationalparkgebietes während der Eiszeit (Nr. 757) und zur Geologie des Nationalparks tragen eine französische Legende. Englischsprachige oder italienische Betitelungen sind hingegen nicht anzutreffen. Nur auf einem Dia (Nr. 759) einer Aufstellung über den Gesamtwildbestand im Nationalpark in den Jahren 1918 bis 1925 findet sich über der jeweiligen deutschsprachigen Spaltenbeschriftung (Hirsch, Reh, Gemse...) eine handschriftlich hinzugefügte englische Ubersetzung auf dem Diapositiv. Welchen Anlass es hierfür gab möglicherweise die Verwendung auf einer internationalen Konferenz ist nicht bekannt. Es kann darüber hinaus nicht ausgeschlossen werden, dass auch an anderen Dependancen des SBN Glasdias gelagert wurden. Die scheint insofern einleuchtend, dass es wenig Sinn gehabt hätte, französischsprachige Dias in Basel aufzubewahren. Sollten weitere Sammlungen existiert haben, so ist von diesen bisher nichts überliefert.
Innerhalb der Sammlung existieren mehrere Dia mit Schaubildern. Einige von ihnen sind handgezeichnet (Nr. 757, 758, 761 und 762, teilweise auch Nr. 755). Sie behandeln sowohl botanische, zoologische wie auch geologische Themen und reichen vom 'Verbreitungsgrad von Erebia nerine und reichlini' (Nr. 761) über eine Aufstellung des Gesamtwildbestandes der Jahre 1918 bis 1925 im Nationalpark (Nr. 759) bis zur Projektierung eines Kraftwerkes, von dem das Gebiet des Nationalparks direkt betroffen worden wäre (Nr. 755).
Das einzelne Motive in verschiedenen Diaserien Verwendung fanden, also mehrmals vorhanden waren, lässt auch einen Rückschluss auf die Häufigkeit der Nutzung des Diabestandes durch
den SBN zu. Das die überlieferte Liste der Dias allein acht Dias mit dem Schaubild des Nationalparks enthielt, kann nicht allein mit der Notwendigkeit von Sicherungskopien erklärt. Dieses, für wohl jeden Vortrag des SBN elemtaren, Dia scheint in seiner Häufigkeit auch die maximale Anzahl der gleichzeitig möglichen Diavorträge zu bestimmen. Ahnliche Bedeutung scheint dem Rheinfall zuzukommen. Dieses Bild ist immerhin 3 mal vorhanden (833-835). Genauso oft findet sich die Abbildung einer 'Wildkirchli am Säntis' (888-890). Fraglich ist, inwieweit das mehrmalige Vorhandensein ein und desselben Motivs nicht eine Ausnahme, sondern die Regel darstellte. Die alten Listen des Bestandes lassen dies durchaus als möglich erscheinen. Aufzeichnungen über das unabsichtliche Verschwinden oder eine absichtliche Ausdünnung des Bestandes sind im Bestand des Staatsarchivs nicht vorhanden.
Die sich auf der Dokumentenebene ergebenen Zahlensprünge bei der Uberschreitung eines Unterverzeichnisses ergibt sich aus der ursprünglichen Nummerierung der Stellkarten. Da diese auf der Dokumentenebene keinen Sinn macht, wurde sie nicht in das Archivsystem mit übernommen. Die Nummern 268 und 269 wurde nicht vergeben. Die Dia Nr. 659 (Arven Alp Buffalora) und 660 (Alp Buffalora) sind verschollen.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Unbekannt
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt