Fussballclub Basel (ab 19??: FC Basel 1893)
Titel
Fussballclub Basel (ab 19??: FC Basel 1893)
Signatur
PA 1006
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1893-2003
Rechtsstatus
Depositum
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Die Gründung des Fussballclub Basel erfolgte am 15. November 1893 durch junge Kaufleute, Akademiker und Schüler im Alter zwischen 30 und 16 Jahren. Sie gehörten allesamt der bürgerlichen Mittelschicht an und gaben durch ihre Mitgliedschaft bei einem Fussballclub und durch das aktive Betreiben des Sports einem neuen Lebensstil der Moderne Ausdruck. Einerseits stand der Sport für offenen Wettbewerb und repräsentierte so den Zeitgeist der industriellen Elite. Andererseits spiegelte sich im Fussballspiel der Wandel bürgerlicher Werte um die Jahrhundertwende von der völligen Unterordnung unter den bürgerlichen Gesellschaftszwang zu einer moderateren Unterwerfung, die mehr Spielraum für individuelles Handeln offen liess. Die pädagogische Bedeutung des Fussballs lag angeblich nämlich darin, dass sich die Spieler freiwillig einem Regelwerk unterwarfen, auf dem Platz eine klar definierte Position einnahmen, ihre Individualität der Mannschaft unterordneten ohne auf eigene Kreativität ganz zu verzichten und dadurch ihre Kompetenzen für Berufs- und Alltagsleben schulten.
Cluborgane
Neben der aktiven Teilnahme am Spielbetrieb betätigten sich die Basler Fussballpioniere auch als Clubfunktionäre. Eine so genannte Kommission (Vorstand) bestehend aus Präsident, Vize-Präsident, Kassier und Sekretär, 1895 erweitert durch den I. und den II. Captain sowie den Materialverwalter, leitete den Club. Gemäss Statuten lud der Präsident sowohl zu den Kommissionssitzungen als auch den Vereinsversammlungen ein, leitete diese und trug Sorge, dass die Statuten eingehalten wurden. Der Vizepräsident vertrat den Präsidenten im Verhinderungsfalle, während der Sekretär (Aktuar) für alle dem Club anfallenden Schreibarbeiten zuständig war. Der Kassier verwaltete die Kasse und hatte einmal jährlich schriftlich darüber Bericht zu erstatten.
Der I. Captain (ab 1920 Spielführer) sorgte für Kenntnis der Spielregeln, leitete die Spiele und hatte für deren Dauer "Anspruch auf unbedingten Gehorsam" seiner Mitspieler. Der II. Captain vertrat den I. Captain, wenn dieser abwesend war. Beide Captains sollten überdies gemeinsam die Mannschaft für die Spiele aufstellen. Durch das Engagement des ersten professionellen Trainers, dem Engländer Percy Humphreys, für die Saison 1913/1914 veränderte sich die Rolle des Captains, insbesondere auch durch die gleichzeitige Einführung der Spielkommission, die bestehend aus Trainer, Schriftführer und einem Beisitzer die Trainings und Trainingsvorschriften festsetzte, Wettspiele vereinbarte, die Mannschaften und Linienrichter für Wettspiele aufstellte und bei unentschuldigten Absenzen und sonstigem Fehlverhalten disziplinarisch eingriff. Auch nach dem Abgang Humphreys 1914, als der I. Captain praktisch wieder als Spielertrainer fungierte, blieb die Spielkommission mit den genannten Aufgaben bis in die 1930er Jahre bestehen.
Der Materialverwalter schliesslich pflegte das Spielmaterial, führte Buch über Neuanschaffungen und Verluste und liess beschädigtes Material mit der Zustimmung der Kommission reparieren oder ersetzen.
Nach der Ergänzung der Kommission 1898 durch zwei Beisitzer, deren Aufgaben vorerst schriftlich nicht definiert waren, hatte die Zusammensetzung der Kommission formal bis zur Statutenrevision 1920 bestand. Die Kommission setzte sich dann neu aus dem Präsidenten und Vize-Präsidenten, dem Kassier, zwei Sekretären, dem 1. Spielführer und dessen Stellvertreter, dem Platzverwalter, zwei Materialverwaltern, einem Beisitzer und den Präsidenten der Leichtathletik- bzw. Hockeykommission zusammen. Beachtung verdient dabei die Integration der Leichtathletik- und der Hockeysektion in den Verein.
Da die Aktivmitglieder in den Sommermonaten nicht Fussball spielten oder spielen durften, sich aber trotzdem gerne körperlich betätigen wollten, betrieben sie in dieser Zeit Leichtathletik. Weil die Sportler dies als sinnvolle Ergänzung und Vorbereitung zum Fussballspiel erkannten, führte der Verein 1907 eine eigenständige Leichtathletikkommission ein. Damit wurde dieser Sport längerfristig institutionalisiert. Durch die Fusion des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) mit dem Schweizerischen Athletik-Verband (SAV) 1919 zum Schweizerischen Fussball- und Athlethik-Verband (SFAV) erhielt die Leichtathletik beim FC Basel vorübergehend noch mehr Gewicht.
Nachdem sich der Hockeyclub Basel jahrelang nach einem eigenen Spielplatz umgesehen hatte, fand dieser 1920 als Hockeysektion des FC Basel seine Heimat auf dem Landhof. Da 1932 die Subventionsforderungen der Hockeyaner an den Stammverein nicht mehr tragbar gewesen sein sollen, trennten sich die Wege der beiden Clubs wieder. Vermutlich spielte dabei die seit dem Ende des ersten Weltkriegs an Dynamik gewinnende Entwicklung des Fussballs zum Massenphänomen und dadurch die Bedeutungszunahme der wirtschaftlichen Seite des Sports, die in der Einführung des Profifussballs in der Schweiz im Jahre 1931 mündete, keine unwesentliche Rolle.
Bereits 1922 sah es der FC Basel für nötig, einen Finanzausschuss zu gründen, dem zunächst der Hauptkassier und maximal vier weitere Mitglieder angehören sollten und der Ausgaben bis zu Fr. 250.- beschliessen konnte. Bis 1936 hatte sich das Gremium zum Geschäftsausschuss, bis 1946 zur Clubleitung gewandelt und war nun unter anderem für die Anstellung von Trainer und Berufsspielern, die Festsetzung der Spielprämien und die Verwaltung der Finanzen verantwortlich. Die Mitglieder des Ausschusses bzw. der Clubleitung, d. h. der Präsident, der Vizepräsident, der Hauptkassier und der Spielsekretär, hatten bei den Geschäften nach gesunden, kaufmännischen Grundsätzen zu verfahren.
Damit hatte die Clubleitung die Clubkommission als führende Instanz abgelöst. Die Clubkommission, die neben den Mitgliedern der Clubleitung auch den Platzverwalter, die Materialverwalter, den Clubredaktor, den Archivar, ein bis drei Beisitzern, den Präsidenten der Juniorenkommission und den Obmann der Seniorenabteilung umfasste, versammelte sich nach und nach nur noch ein- bis zweimal pro Jahr, vor allem um die Generalversammlung vorzubereiten. Seit 1981 gibt es die Clubkommission nicht mehr. Die bis dahin von der Clubleitung nicht besetzten Aufgaben und Funktionen wurden neu unter den Clubleitungsmitgliedern aufgeteilt.
In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens war der Verein nicht ausgeprägt hierarchisch organisiert, weshalb die Mitgliederversammlung über gewichtige Entscheidungskompetenzen verfügte. In der Regel fanden die Versammlungen einmal im Monat statt. Die Anwesenden diskutierten dabei sowohl die Aufnahme von neuen Clubmitgliedern als auch Sachfragen, die den unmittelbaren Clubbetrieb betrafen. So musste die Kommission beispielsweise Ausgaben von über Fr. 30.- von der Mitgliederversammlung bewilligen lassen. Beschlüsse wurden durch Abstimmungen gefällt, wobei das absolute Mehr, bei Stimmgleichheit die Stimme des Präsidenten entscheidend war. Ausserdem wählte die Versammlung einmal im Jahr die Kommissionsmitglieder.
Nach 1920 nahmen der direkte Einfluss auf die Sachgeschäfte und die Häufigkeit der Versammlungen allmählich ab, weil bei der zunehmenden Komplexität der Geschäfte die Entscheidungsprozesse beschleunigt werden mussten und darum die Clubkommission bzw. die Clubleitung mit mehr Kompetenzen ausgestattet wurde. Bei der einmal jährlich stattfindenden ordentlichen Generalversammlung blieben den Mitgliedern in der Hauptsache die Genehmigung des Jahresberichts und der Jahresrechnung, die Wahl der Funktionäre und Statutenänderungen.
Präsidenten des FC Basel
Von 1893 bis 1959 waren alle Präsidenten des FC Basel gleichzeitig zu oder vor ihrer Funktionstätigkeit aktive Spieler des Fussballclub Basel. Einhergehend mit einem neuen Schub der Kommerzialisierung des Sports in den 1960ern, insbesondere dem wachsenden Einfluss des Fernsehens, wählte die Mitgliederversammlung Persönlichkeiten aus der Wirtschaft an die Spitze des Clubs, um so den zunehmenden Komplexitäten im finanziellen und wirtschaftlichen Bereich Rechnung zu tragen.
In der Pionierzeit prägten die Präsidenten Karl Maria Geldner genannt Roland (1870-1905) von 1893-1896, Carl genannt Charlie Volderauer (-1931) von 1886-1899 und der spätere Ständerat Ernst Thalmann (1881-1938) von 1900-1901, 1903-1907, 1908-1913 und 1914-1915 den Verein mit ihrem Enthusiasmus und Willen, den Fussballsport auch gegen gesellschaftliche Widerstände in Basel zu verwurzeln. In der Zeit von ca. 1914 bis in die 1960er, in der sich der Fussball zum Massenphänomen entwickelte und als eine der beliebtesten Sportarten etablierte, drückten die Präsidenten Franz Rinderer (1889-1982) von 1915-1918, 1920-1921, 1926-1927, 1931-1936 und Jules Düblin (1895-1992) von 1946-1959 dem FC Basel unauslöschbar ihren Stempel auf. Sowohl Rinderer, der als hervoragender Organisator galt, als auch Düblin, der die Ideale des Sports unermüdlich hochhielt, dienten dem Verein auch in verschiedenen anderen Funktionen, weshalb ihr Einfluss auf den Clubbetrieb und das Clubleben besonders ausgeprägt war. Harry Thomen und Felix Musfeld war es beschieden, dem FC Basel in seiner sportlich bisher erfolgreichsten Ära von 1966 bis 1970 bzw. 1970 bis 1976 vorzusitzen. Nach dem sportlichen und finanziellen Absturz in den 1980ern gelang es Charles Röthlisberger von 1987-1992, Peter Epting von 1992-1996 und René C. Jäggi von 1996-2002 in mühsamer und teilweise zäher Arbeit, den Fussballclub Basel wirtschaftlich wieder flott zu machen und auch sportlich wieder an die Spitze zu führen.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2033
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
Gerber, Hans-Dieter. Die Gründerzeit des FC Basel 1893-1914. Basel 2001. (Schweizer Beiträge zur Sportgeschichte Band 3)
Zindel, Josef. FC Basel: Emotionen in Rotblau. Basel 2001.
Zindel, Josef. FC Basel 1893-1993. Basel [1993].
FCB (Hrsg.). 75 Jahre Fussball-Club Basel: 1893-1968. Basel 1968.
Düblin, Jules (Red.). Fünfzig Jahre Fussball-Club Basel: 1893-1943. Basel 1943.
Büttiker, Joseph (Red.). 35 Jahre Fussballclub Basel: 1893-1928. Basel [1928].
Verwandtes Material
Objekte, Plakate und Bilder befanden sich im Schweizer Sportmuseum, welches jedoch im September 2018 seinen Betrieb einstellte; die Stiftung wurde gemäss Verfügung der BVG- und Stiftungsaufsicht beider Basel vom 10.09.2018 aufgehoben. Die Objekte, Plakate und das Bildmaterial des FC Basel wurden von der Stiftung Ehrentor übernommen.