Archiv der Helvetia Sacra
Titel
Archiv der Helvetia Sacra
Signatur
PA 1153
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1961-2008
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Die Helvetia Sacra ist ein zwischen 1972 und 2007 erschienenes mehrbändiges Handbuch zu den katholisch-kirchlichen Institutionen der Schweiz, in welchem die Geschichte der Bistümer, Stifte und Klöster beschrieben wird, ergänzt mit Kurzbiographien der Oberen.
2018 übernahm die Stiftsbibliothek St. Gallen die Weiterführung des bis dahin vom Schwabe Verlag als Online-Datenbank veröffentlichten Registerbands. Die Datenbank versteht sich als Informationssammlung zur Geschichte der kirchlichen Einrichtungen der Schweiz und ist fei zugänglich.
Vorgeschichte (1962-1964)
1858 und 1861 publizierte Egbert Friedrich von Mülinen (1817-1887) eine zweibändige "Helvetia Sacra", deren Untertitel lautete "Reihenfolge der kirchlichen Obern und Oberinnen in den ehemaligen und noch bestehenden ... Bisthümern, Collegiatstiften und Klöstern". Als ein Hilfsmittel für die Geschichtswissenschaften bot sie kurze Überblicke zur Geschichte der Bistümer, Stifte und Klöster der Schweiz, vor allem aber möglichst genaue Listen der Oberen und Oberinnen. Etwa 80 Jahre später plante die Allgemeine Geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz (AGGS), dieses wichtige Werk neu herauszugeben. Erste Arbeitsgrundsätze erarbeiteten 1943 P. Rudolf Henggeler OSB (1890-1971), Stiftsarchivar von Einsiedeln, Prof. Léon Kern (1897-1971), Bundesarchivar, und Prof. Oskar Vasella (1904-1966), Freiburg. Vorgesehen war ein dreibändiges Werk, das in Zusammenarbeit mit Staats-, Stifts- und Stadtarchiven entstehen sollte.
Als die Mitarbeit der Archivare nicht zustande kam, entschloss sich Rudolf Henggeler, die Arbeit aufgrund der gedruckten Literatur alleine anzugehen und verfasste Artikel zu allen Schweizer Diözesen und zu den meisten Stiften und Klöstern. 1961 wurden die ersten fünf Lieferungen (insgesamt 480 Seiten) mit einem Druckkostenzuschuss des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) publiziert. Die bald geäusserten Vorbehalte veranlassten den Nationalfonds, Kritiker und Fachleute am 20. März 1962 zu einer Aussprache nach Bern einzuladen. Auf Anregung von Prof. Ernst Staehelin (1889-1980), dem Vizepräsidenten des Nationalen Forschungsrates, gründeten sie ein "Kuratorium zur Revision der Helvetia Sacra". Der Nationalfonds übernahm die Finanzierung der Revisionsarbeiten, die unter Vorsitz Prof. Albert Bruckners (1904-1985), des Staatsarchivars des Kantons Basel-Stadt, rasch angegangen wurden. 1963 wurden u.a. Richtlinien für die Revision erlassen und die Zitierweise von Zeitschriften und Literatur festgelegt. Nach dem Eingang der ersten überarbeiteten Artikel wurde indes deutlich, dass es nicht ausreichen würde, die Texte Henggelers zu überprüfen und zu ergänzen. Das Kuratorium zur Revision der Helvetia Sacra kam überein, dass es für ein modernes Handbuch unumgänglich sei, auch das archivalische Material zu berücksichtigen und die Aussagen durch einen Anmerkungsapparat zu belegen.
Ein derart veränderter Arbeitsplan entsprach einer Neubearbeitung, die einen weitaus grösseren Arbeitsaufwand und höhere Kosten zur Folge haben würde. Am 18. August 1964 wurde beim SNF ein Forschungsgesuch eingereicht, das ein Werk von ca. 10'000 Druckseiten (15 Bände à 700 Seiten) und eine Bearbeitungszeit von 15 Jahren vorsah. Das Gesuch wurde am 14. November 1964 genehmigt, die "neue" Helvetia Sacra konnte entstehen. Die Helvetia Sacra stellte sich die Aufgabe, die Bistümer, Stifte und Klöster der Schweiz systematisch zu erfassen und historisch zu beschreiben. Dabei berücksichtigt sie vornehmlich die institutionellen Gesichtspunkte. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Kurzbiographien der Oberen.
Albert Bruckner übernahm die Stelle des leitenden Redaktors, die Zentrale der Redaktion befand sich seither am Staatsarchiv Basel-Stadt. Das "Kuratorium zur Revision der Helvetia Sacra" konstituierte sich neu als "Kuratorium zur Edition der Helvetia Sacra". Rudolf Henggeler stellte sein Material für die Neubearbeitung zur Verfügung, neben den gedruckten Faszikeln auch Druckfahnen und Manuskripte. Besonders seine Personenlisten bildeten über Jahrzehnte den ersten Ausgangspunkt bei der Konzeption eines neuen Bandes. Im Reihentitel der "neuen" Helvetia Sacra wurden die Namen der Initianten festgehalten. Er lautet: Helvetia Sacra, begründet von P. Rudolf Henggeler OSB, weitergeführt von Albert Bruckner, herausgegeben vom Kuratorium der Helvetia Sacra.
Von der Publikation der ersten Bände bis zur Neuorganisation von Redaktion und Kuratorium (1964-1974)
Der Mitarbeiterstab Albert Bruckners, der 1963 am Staatsarchiv Basel-Stadt mit der Revision der Henggeler-Texte begonnen hatte, wurde nach dem Neubeginn von 1964 erweitert und freie Mitarbeiter wurden hinzugezogen. Die Arbeiten begannen gleichzeitig an mehreren Bänden. Nach acht Jahren Redaktionszeit erschien 1972 als erstes Band I/1 zu den Bistümern Basel und Chur, zwei Jahre später der umfangreiche zweiteilige Band V/2, Kapuziner und Kapuzinerinnen, zusammengebunden mit Band VI, Karmeliter. In der Folge konnte alle zwei Jahre, später auch jedes Jahr ein Band veröffentlicht werden.
1972 erschien in der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte der erste Arbeitsbericht, der die Reihe und den ersten Band vorstellte. Seither informierte die Redaktion jedes Jahr in dieser Zeitschrift über die Organisation (Mitglieder von Kuratorium und Redaktion), das letzte Arbeitsjahr und den Stand der Arbeiten (publizierte Bände, Bände in Bearbeitung, Autoren). Am 15. September 1973 wurde die Helvetia Sacra der Allgemeinen Geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz (AGGS) assoziiert, seit dem 1. Dezember 1982 war sie eine Sektion der Gesellschaft. Um eine enge Anbindung zu gewährleisten, wurde ein Mitglied aus dem Gesellschaftsrat der AGGS in das Kuratorium der Helvetia Sacra entsandt. Die vertragliche Verbindung wurde am 19. November 2002 erneuert, nachdem sich die AGGS 2001 als Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) neu organisiert hatte.
Weitere Änderungen der Jahre 1973/1974 betrafen die Arbeit der Redaktion: Autoren und Redaktoren arbeiteten seit 1963 mit Richtlinien, die für die Revision der Henggelertexte aufgestellt worden waren. Das Konzept der "neuen" Helvetia Sacra, das einen umfangreichen und mit Anmerkungen versehenen Abschnitt zur Geschichte der Institution sowie den Beizug archivalischer Quellen vorsah, erforderte dringend angepasste Anweisungen. Richtlinien zu den Abschnitten "Geschichte" und "Archiv" eines Klosterartikels wurden 1974 mit dem Arbeitsbericht des Jahres 1973 in der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte publiziert. Auch die Organisation von Kuratorium und Redaktion wurde neu geregelt. Laut den Statuten vom Dezember 1973 sollten dem Kuratorium mindestens sieben ehrenamtliche Mitglieder angehören, die in der Schweiz als Historiker tätig waren. Ihre Aufgabe war die Neubearbeitung und Herausgabe des Handbuchs "Helvetia Sacra", sie unterstützten zudem die Redaktion bei der Suche nach Autoren und förderten die Zusammenarbeit mit Universitäten, Archiven und Bibliotheken in den verschiedenen Landesteilen der Schweiz. Albert Bruckner, seit 1962 leitender Redaktor und Präsident des Kuratoriums in einer Person, trat 1974 als leitender Redaktor zurück. Zu seiner Nachfolgerin wählte das Kuratorium Brigitte Degler-Spengler (1941-2015). Albert Bruckner blieb von 1974 bis 1976 ehrenamtlicher Präsident.
Das zweite Jahrzehnt (1975-1985)
Im folgenden Jahrzehnt schritt die institutionelle Fortentwicklung der Helvetia Sacra voran. 1976 erhielten die Redaktoren Arbeitsverträge, ab 1982 wurden Rechte und Pflichten der freien Mitarbeiter in Autorenverträgen formuliert, die Thema, Seitenumfang der Manuskripte, Bearbeitungszeitraum und Höhe des Honorars festhielten. Die verschiedenen Bearbeitungsrichtlinien, die 1974-1978 in den Arbeitsberichten publiziert worden waren, wurden 1983 zusammengefasst und als "Richtlinien zur Abfassung eines Helvetia Sacra-Artikels" dem Autorenvertrag beigegeben.
Ende der 1970er-Jahre wurde für den Nationalfonds die Finanzierung des Langzeitprojektes "Helvetia Sacra" schwieriger, da die Zahl der Forschungsgesuche bei knappen Geldmitteln stark angestiegen war. Kuratorium und Redaktion wurden 1979 dringend gebeten, zusätzliche Finanzmittel von dritter Seite einzubringen. Dank der energischen Initiative von Prof. Dietrich Schwarz (1913-2000), seit 1976 Präsident des Kuratoriums, gelang dies weitgehend.
Der Abschluss der Reihe bis 2007
Mit der Publikation des dreiteiligen "Benediktinerbandes", der 1986 mit 2'150 Seiten als umfangreichster Band der Reihe erschien, war ein Standard in der Bearbeitung und Redaktion erreicht, der im Wesentlichen in den folgenden zwei Jahrzehnten beibehalten wurde. In diesem Band wurden erstmals alle Klöster in der Sprache ihrer Region vorgestellt, sodass der Band Artikel in drei Landessprachen enthält.
Von 1972 bis 1986 betreute der Francke Verlag, Bern, die Reihe. Als er seine Tätigkeit in der Schweiz einstellte, musste unter schwierigen Umständen ein neuer Verlag gefunden werden. Von 1988 bis 1997 erschienen im Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel und Frankfurt am Main, insgesamt neun Bände. 1998 kam die Helvetia Sacra mit dem gesamten Geschichtsprogramm des Verlags Helbing & Lichtenhahn zum Schwabe Verlag Basel.
Das 25-jährige Jubiläum der Reihe wurde 1989 mit einer Zusammenkunft aller Autorinnen und Autoren im Bischofshof zu Basel und im Benediktinerkloster Mariastein gefeiert. Damals erschien die erste Broschüre der Helvetia Sacra, die über längerfristige Entwicklungen und über Autoren, Redaktion und Kuratorium informierte. In der Folge verfasste die Redaktion im Abstand von 4 bis 5 Jahren noch drei weitere Broschüren. 1997 begannen die Planungen zum Abschluss des Unternehmens, der für 2007 vorgesehen war. Ende Juni 2003 schied Brigitte Degler-Spengler als leitende Redaktorin nach 29 Jahren Amtszeit, die die Helvetia Sacra spürbar geprägt hatten, aus. Als ihre Nachfolgerin wurde Petra Zimmer (1959-) gewählt. Seither wurden die Arbeitspensen der Redaktoren schrittweise gekürzt. Bis 2007 wurden noch vier Bände und der Registerband publiziert.
Am 21. September 2007 verabschiedete sich die Redaktion mit einer Abschlussfeier in Basel und Rheinfelden. In den letzten drei Monaten bis Ende Dezember 2007 wurden die abschliessenden Arbeiten vorgenommen, u.a. wurde das HS-Archiv geordnet und dem Staatsarchiv Basel-Stadt übergeben, die Publikation der Suchprogramme der CD-ROM im Internet durch die Informatik-Abteilung des Schwabe-Verlags begleitet und in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Basel die Rekatalogisierung der Helvetia Sacra im Katalog der UB vorbereitet und teilweise durchgeführt.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2038
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
- Helvetia Sacra 1964-1989, Basel 1989
- Helvetia Sacra 1989-1994, Basel 1995
- Helvetia Sacra 1994-1999, Basel 2000
- Helvetia Sacra über kurz und über Land. 1999-2003 und 1964-2003, Basel 2003
- Die Rezensionen zur Helvetia Sacra sind verzeichnet in der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte 35, 1985, 302-305, ib. 46, 1996, 256-260 und ib. 57, 2007.