Prof. Edgar Bonjour (1898-1991)
Titel
Prof. Edgar Bonjour (1898-1991)
Signatur
PA 1111
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1602 (ca.)-2004
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Provenienz
Bonjour Edgar
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Edgar Bonjour wurde am 21. August 1898 in Bern geboren. Da sein Vater Jules, von Beruf Postdirektor, aus dem Kanton Neuenburg stammte, wurde in der Familie vornehmlich französisch gesprochen; das Deutsche sollte jedoch die Sprache seines Lehrens und seiner allermeisten Publikationen werden. Die Schulen und das Studium durchlief Bonjour, mit Ausnahme eines Genfer Semesters, in Bern. Sein wichtigster Lehrer war Richard Feller, bei wem er 1923 promovierte ('Die Bauernbewegung des Jahres 1525 im Staate Bern'). Nach einem Aufenthalt in Paris und Berlin unterrichtete er am Städtischen Gymnasium Bern. 1933 bis 1935 wirkte er als Vizedirektor des Schweizerischen Bundesarchivs, zudem habilitierte er sich 1935 an der Universität Bern ('Die Vorgeschichte des Neuenburger Konfliktes'). 1941 heiratete er die Bernerin Dora Kocher (1914-2004); der Ehe entsprangen fünf Kinder.
1935 erreichte ihn der Ruf an die Universität Basel. Sein Lehrgebiet wurde, auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin, neu mit 'Schweizer Geschichte und Neuere Allgemeine Geschichte' bezeichnet; die innere Einheit der beiden Gebiete sollte sein wissenschaftliches Hauptanliegen sein. Der Universität Basel, der er 1946 als Rektor vorstand, blieb er bis zu seiner Emeritierung 1968 und darüber hinaus treu, nahm er doch von 1980 an die Vorlesungstätigkeit in begrenztem Umfang, aber mit beträchtlichem Erfolg, wieder auf. Auch an der Volkshochschule und in der Seniorenuniversität wirkte Bonjour unter grossem Publikumszulauf bis in die letzten Lebensjahre. Seine letzte Vorlesung im Rahmen des regulären Lehrprogramms hielt er noch zwei Wochen vor seinem Tod; Edgar Bonjour verstarb am 26. Mai 1991 in Basel.
Sein Lebensthema wurde - aus zeitgenössischer Aktualität - die Geschichte der schweizerischen Neutralität. Nach einer ersten kleineren Schrift im Jahre 1943 entfaltete er das Thema in mehreren Etappen zwischen 1965 und 1970 zu einem sechsbändigen Monumentalwerk. Die letzten drei Bände, in bundesrätlichem Auftrag verfasst, gingen als 'Bonjour-Bericht' in die schweizerische Historiografie ein und wurden auch ins Französische übersetzt. Bis 1976 folgten noch drei Bände Dokumente, 1978 eine Kurzfassung. Der Bundesrat hatte Bonjour 1962 beauftragt, aufgrund bisher nicht zugänglicher Aktenbestände einen umfassenden Bericht über die Aussenpolitik und Verteidigungsmassnahmen der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges zu verfassen. Er übernahm die Aufgabe unter der Bedingung, dass er wirklich alle Akten einsehen könne und dass sein Bericht durch den Bundesrat - ob veröffentlicht oder unveröffentlicht - niemals zensuriert werde. Da er seine Unabhängigkeit bewahren wollte, verzichtete er auf eine Entschädigung. Seine 'Geschichte der Schweizerischen Neutralität' wurde ein Publikumserfolg, vor allem aber zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Forschungsansätze zur Schweizer Zeitgeschichte bis in die allerjüngste Vergangenheit.
Daneben bearbeitete Bonjour zahlreiche andere Gebiete, insbesondere die Geschichte der schweizerischen Historiografie (Geschichtsschreibung der Schweiz vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit). Dann, jeweils im Gleichschritt mit entsprechenden Gedenkjahren, die Entstehung des schweizerischen Bundesstaats (1947/48), Basels Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft (1951) und die Geschichte der Universität Basel (1960).
Edgar Bonjour war ein ungewöhnlich produktiver Geschichtsforscher und Geschichtsschreiber, zudem ein ebenso verantwortungsbewusster Dozent. Er hat eine ganze Generation von Historikerinnen und Historikern massgeblich geprägt. Seine Leistungen fanden entsprechende Anerkennung durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Neuchatel sowie der Wirtschaftshochschule St. Gallen und 1965 in der ehrenvollen Aufnahme in die Historische Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2034
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
Zu Edgar Bonjour:
Bonjour, Edgar: Erinnerungen, Basel 1983
Guggisberg, Hans-Rudolf: Edgar Bonjour 1898-1991. in: Historische Zeitschrift 254, 1992, S. 222-228
Kreis, Georg: Edgar Bonjour - der Historiker im Dienste der Nation. in: Basler Zeitung vom 20. August 1998, S. 31
Beachte auch den Artikel in: Historisches Lexikon der Schweiz, Band 2, Basel 2003
Zum umfangreichen publizistischen Werk Edgar Bonjours seien hier stellvertretend genannt:
Die Schweiz und Europa. Ausgewählte Reden und Aufsätze von Edgar Bonjour. 8 Bände, Basel 1958-1988 (darin: Werkverzeichnis)
Geschichte der schweizerischen Neutralität. Vier Jahrhunderte eidgenössischer Aussenpolitik. 9 Bände, Basel 1965-1976
Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart 1460-1960, Basel 1960