Unterlagen betreffend Flughafen Basel-Mulhouse (ab 1987 EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg)
Titel
Unterlagen betreffend Flughafen Basel-Mulhouse (ab 1987 EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg)
Signatur
JD-REG 1d
Stufe
Bestand
Entstehungszeitraum
1945-1981
Archivalienart
Akte
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Laufmeter
4.70
Provenienz
Justizdepartement, DS (Basel, Dr. Felber
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Entstehung und Rechtsform
Als Ersatz für den Flugplatz Sternenfeld in Birsfelden wurde 1946 der Flughafen Blotzheim eingeweiht. Er bildet den Grundstein für den späteren trinationalen EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (seit 1987).
Die Rechtsform des Flughafens Basel-Mulhouse ist die eines öffentlich-rechtlichen Unternehmens nach internationalem Recht in Frankreich, die auf einem Staatsvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz basiert (Französisch-Schweizerischer Staatsvertrag über den Bau und Betrieb des Flughafens Basel-Mühlhausen in Blotzheim. Abgeschlossen in Bern am 4. Juli 1949. Datum des Inkrafttretens: 25. November 1950). Der Verwaltungsrat ist besetzt mit 8 Schweizer VetreterInnen (Kanton Basel-Landschaft, Kanton Basel-Stadt, die Eidgenossenschaft, die Handelskammer und regionale Wirtschaft), mit 8 Französischen VertreterInnen (Departement Haut-Rhin, die Städte Mulhouse und Saint-Louis, die französische Regierung und die Zivilluftfahrtsdirektion).
Vorgeschichte
Schon in den 1930er Jahren wurde intensiv nach einem neuen Flughafen-Standort als Ersatz für das Sternenfeld in Birsfelden gesucht. Verschiedene Standorte wurden beurteilt (Birsfelder Hard, Allschwil-Burgfelden, Weil-Leopoldshöhe, Reinach, Schweizerhalle, Möhlin, Bruderholz, Binningerhöhe). 12'000 Unterschriften kamen 1936 zusammen, um in Bern gegen die Hard-Variante zu protestieren. In Bern verfolgte man damals noch ein Konzept, dass einen gesamtschweizerischen Grossflugplatz in Zürich vorsah. 1945 sprachen sich die eidgenössischen Räte für eine föderalistische Lösung mit Aufteilung des schweizerischen Luftverkehrs zwischen Zürich, Genf und Basel aus.
Die Anfänge
1945/46 kam innert kurzer Zeit das "Miracle de Blotzheim" zustande. Dank dem zusammenwirken schweizerischer und französischer Promotoren. Auf schweizerischer Seite waren es insbesondere Regierungsrat Gustav Wenk und Fritz Hatt (alt Direktor der Danzas, im Auftrag der Handelskammer), die sich für das Zustandekommen einsetzten. Gebaut wurde von französischen Arbeitskräften, unterstützt von einem Detachement deutscher Kriegsgefangener ein gemeinsam finanzierter provisorischer Flugplatz mit schweizerischer Elektronik. Die erste Piste wurde mit gelochten Stahlblechen aus amerikanischen Armeebeständen gelegt.
Die rechtlichen Fragen wurden im Detail erst danach geregelt. Der Staatsvertrag, der die Verwaltung des Betriebes, die Besteuerung der Flughafen-Betriebsgesellschaft, den Status der Treibstoff-Firmen, die Kompetenzen der Polizei u.a. regelte wurde erst im Juli 1949 unterzeichnet. Er trat de facto im November 1950 in Kraft, de jure erst zwei Jahre danach, als die ratifizierten Urkunden ausgetauscht wurden.
Schon vor der Unterzeichnung des Staatsvertrags liess die grossrätliche Flughafenkommission ein Flughafenprojekt ausarbeiten.
Der erste Ausbau
Der exterritoriale Flughafen wurde 1952 mit einer Zollfreistrasse mit Basel verbunden. Der Flughafen erreichte in diesem Jahr ein Passagieraufkommen von knapp 27'000 Personen. Dies entsprach etwa den Vorkriegszahlen des Sternenfelds. Zwei Jahre später waren es bereits 68'000 Tausend, 1959 313'000.
Zwischen 1950 und 1953 wurde die 1600m lange West-Ost-Piste gebaut, 1953 wurde die 2000m lange Haupt- oder Blindlandepiste dem Verkehr übergeben. Die Hauptpiste wurde am Schluss der Bauzeit noch um 370m verlängert (Referendum der PdA), damit alle Flugzeugtypen sichere Start- und Landemöglichkeiten hätten. Das vergrösserte und modernisierte Abfertigungsgebäude wurde 1959 in Betrieb genommen.
Der Grosse Rat bewilligte 1960 einen 75,5 Mio. Franken Kredit zum Ausbau des Flughafens, gegen den erfolgreich das Referendum ergriffen wurde. Ein Jahr darauf sprach schliesslich das kantonale Parlament einen Kredit von 2,45 Mio. Franken für den Ausbau und die Verbesserung der provisorischen Gebäude des Flughafens. Die reduzierte Flughafen-Vorlage wurde 1962 vom Basler Souverän angenommen. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1965. Anlässlich des 20jährigen Jubiläums legte Bundesrat Hans Peter Tschudi zusammen mit dem französischen Staatsminister Joxe den Grundstein für das neue Flughafengebäude.
Der weitere Ausbau
Der neue Flughof mit 22 Check-in-Schaltern wurde 1970 bezogen und von Bundesrat Hans Peter Tschudi und Staatspräsident Georges Pompidou seiner Bestimmung übergeben. Die Schweiz hatte den Ausbau von insgesamt 160 Mio. Franken finanziert, Frankreich das Land zur Verfügung gestellt.
Der Grosse Rat beriet die Frage der Pistenverlängerung und leitete den entsprechenden Ratschlag an die parlamentarische Kommission weiter. Im November schliesslich wurden die Rollwege ausgebaut und die Flughafenfeuerwehr bezog ihre neuen Räumlichkeiten. Das Stimmvolk sagte im September 1971 nein zur Pistenverlängerungsvorlage. Fünf Jahre später sollte es einer erneuten Kreditvorlage zur Verlängerung der Hauptpiste auf 3900m zustimmen. Der Bundesrat bewilligte dazu ebenfalls einen Kredit von 12,3 Mio. Franken. 1978 fand die Eröffnung der neuen Piste statt. Zwischen 1979 und 1981 wurde der Frachthof vergrössert, der Bürotrakt wurde aufgestockt und verlängert und die eigentliche Frachthalle ausgebaut. Diese Arbeiten kosteten 14,3 Mio. Franken. 1979 wurde die wiederum verlängerte Hauptpiste eröffnete, erstmals landete eine Concorde der Air France in Basel-Mulhouse. Eine Gemüsehalle von 3500m2 Umschlagfläche wurde errichtet.
1984 erreicht der Flughafen erstmals in einem Jahr die Zahl von 1 Mio. Passagieren. Bis 1992 sollte sich diese Zahl verdoppeln. Zwischen 1985 und 1994 verdoppelte sich die Anzahl der Arbeitsplätze von 1500 auf 3000. Seit 1987 besitzt der Flughafen den Markennamen "EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg".
Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung zum neuen Fingerdock West. 1988 wurde der Bau eines neues Büro- und Catering-Gebäudes in Angriff genommen.
Die Swissair nahm ihren 2,5 Mio. teueren Unterhaltsbetrieb auf dem Flughafen in Betrieb. Die neu gestaltete Abflughalle wurde Anfang 1990, wenige Monate später das neue Fingerdock West eingeweiht. Die Pisten wurden im Jahre 1991 in nur 18 Tagen vollständig saniert, die Crossair eröffnete im selben Jahr ihr Training and Conference Center zusammen mit dem erweiterten Büro- und Hangargebäude.
1993 wurde eine Flughafenkläranlage eingeweiht. Der Flughafen investierte dabei zusammen mit der Agence de l'Eau Rhin-Meuse und der Eidgenossenschaft rund 8 Mio. Franken. Im Jahr darauf wurden beim Fingerdock Süd vier zusätzliche Ausgänge (Gates) geschaffen, um die Passagiere besser auf die verschiedenen Morgenflüge verteilen zu können. Die Crossair eröffnete ein neues Triebwerkunterhalts-Zentrum und das Expressfracht-Gebäude "East-End" wurde für den innerfranzösischen und EU-Verkehr seiner Bestimmung übergeben. Der "West-end" Expressfracht-Terminal wurde 1996 eingeweiht.
Im Jahr 1996 - im Jahr seines 50-JahrJubiläums - entschied sich der Verwaltungsrat für die Erweiterung des Passagierterminals gemäss dem Projekt eines trinationalen Architekten-Konsortiums.
Zwischen 1995 und 1997 fand ein erneuter Anstieg um 1000 Arbeitsplätze auf 4000 statt. Ende der 1990er Jahre arbeiteten rund 4800 Personen in 133 Firmen auf dem Euro-Airport.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen stammen von Georges Felder-Tuor, Dr. iur. (1916-1987). Felder war seit 1949 im Justizdepartement tätig und von 1962 bis zu seiner Pensionierung 1981 Departementssekretär im Justizdepartement. Dort war er für die Regierungsräte Carl Peter, Alfred ab Egg, Kurt Jenny und Peter Facklam tätig. Er war bis 1988 Sekretär der Vertreter der Schweiz im Verwaltungsrat des Flughafens. Dafür stand ihm auch nach der Pensionierung ein Büro im JD zur Verfügung. Felder verfügte über grosses Verhandlungsgeschick und war zweisprachig, weshalb er die Aufgaben betreffend Flughafen mit grossem Erfolg erfüllte.
Das Flughafen-Dossier ging danach in die Verantwortung des Wirtschafts- und Sozialdepartements über.
Die Unterlagen des Zugangs (2) waren ursprünglich Teil einer grösseren Ablieferung des Justizdepartements (erschlossen nach JD-REG 1a (4)), wurden aber aus inhaltlichen Gründen davon getrennt.
Inhalt
Es handelt sich um sehr vielfältiges Material, das aus dem Kontext des Verwaltungsrates des Flughafens entstand.
Form und Inhalt
Die Unterlagen wurden nach dem Grobverzeichnis, das für die Übernahme ins Staatsarchiv erstellt wurde verzeichnet. Serien wurden thematisch zusammengeführt, wo es ging, auch wenn die Ablage teilweise eher zeitliche Epochen abbildetet, in denen allerlei jedoch gut abgegrenzteThemen relativ unstrukturiert abgelegt wurden.
Unter JD-REG 1d 1 Allgemeines und Einzelnes wurden Kleinstserien untergebracht, die sonst nicht zugeordnet werden konnten. Die Inhalte sind den Dossiertiteln zu entnehmen. Speziell verwiesen sei auf das erste Dossier, welches die erste Projektskizze u.ä. zum Flughafen enthält.
Die Unterlagen des Zugangs (2) wurden nach JD-REG 1d 4-2 erschlossen. Sie enthalten Protokolle der Verwaltungsratssitzungen sowie deren Beilagen.
Bewertung und Kassation
Die Unterlagen geben Auskunft über die rechtliche, bauliche und organisatorische Entwicklung des Flughafens.
Besonders hervorzuheben sind die Serien JD-REG 1d 4-4 Baudelegation, JD-REG 1d 7-8 Pistenverlängerung, JD-REG 1d 8-2 Fluglärm, weil sie sehr umfangreich sind.
Kassationen wurden keine vorgenommen.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2011
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungbestimmungen des Staatarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
Ausbau für die Zukunft. Die wichtigsten Gründe, Hg: keine Angabe, o.O., Erscheinungsjahr ca. 1999.
Vom Sternenfeld zum EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg, Peter F. Peyer, Basel 1996.
Regio Schriften Nr. 4, Regio-Luftverkehr, Analysen und Prognosen, Basel 1967.
Kreis Georg, von Wartburg Beat (Hg.): Basel - Geschichte einer städtischen Gesellschaft. Basel 2000. S. 269f.: Kreis Georg: Goldene Jahre mit irritierenden Erfahrungen, S. 268-312.
Verwandtes Material
Flughafen Dossiers im Schweizerischen Wirtschaftsarchiv (WWZ/SWA).