Fotoarchiv Jeck
Titel
Fotoarchiv Jeck
Signatur
BSL 1060
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1918-2000
Archivalienart
Bild
Verfertiger/-in
- Jeck, Lothar (1898-1983)
- Jeck, Werner (1926-1999)
- Jeck, Rolf Walter (1935-)
- Foto Jeck, Basel
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Anzahl
20578
Provenienz
Foto Jeck, Basel
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Das Archiv BSL 1060 umfasst Fotografien aus dem Geschäftsarchiv des über zwei Generationen geführten Betriebs "Foto Jeck" in Basel. Das überlieferte Bildmaterial beschlägt vornehmlich den Zeitraum zwischen ca. 1920 und ca. 2000. Die Gründung des Geschäfts erfolgte 1923 durch Lothar Jeck.
1. Bruno Lothar Jeck (25.4.1898-21.9.1983), genannt Lothar Jeck. Als Sohn eines Tapezierers wird Lothar Jeck am 25. April 1898 in Basel geboren.
In seiner Heimatstadt arbeitete er ab 1912 im Atelier des Fotografen Wilhelm Dierks (1870-1940) zunächst als Laufbursche, danach als Laborgehilfe und später als ausgebildeter Fotograf. Neben der Arbeit im Atelier Dierks begann er zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt in den 1910er Jahren auf eigene Faust als Vereins- und Sportfotograf zu arbeiten. Von 1919 bis 1923 war er an verschiedenen Orten in der Schweiz (u.a. Leysin und Zürich) bei Fotografen in Stellung.
1924 eröffnete Lothar Jeck sein Geschäft «Photo Jeck» am Spalenberg 28 in Basel.
1924 vermählte er sich mit der Tochter seines ehemaligen Arbeitgebers, Helene Margrit Dierks, genannt Lily (1902-1943). Die beiden gemeinsamen Söhne des Paares, Werner (1926-1999) und Rolf (1935-), sollten später in die Fussstapfen des Vaters treten und ebenfalls den Fotografen-Beruf ergreifen.
Das Geschäft am Spalenberg 28 führte das Ehepaar Lothar und Lily Jeck-Dierks gemeinsam. Nebst der Ausführung von Kundenaufträgen - meist Porträtaufnahmen - bot das Geschäft Fotoapparate, Gerätschaften und Fotomaterialien zum Verkauf an. Ebenso wurden Laborarbeiten für Amateur-Fotografen ausgeführt.
Die Schweizerische Illustrierte Zeitung (SIZ) engagierte Lothar Jeck für fast dreissig Jahre, von 1920 bis 1948, als Fotograf. Ab 1925 war Lothar Jeck mit einem festen Vertrag bei der SIZ ausgestattet. Am 13. November 1920 erschien seine erste Fotografie in der Schweizer Illustrierten Zeitung (BSL 1060b 2/1750, Gruppenporträt BSC Old Boys; Seite 739 in der SIZ). Nach diesem Auftakt erschienen zunächst vor allem Einzelbilder, nach und nach grössere Bildstrecken und schliesslich ein- bis mehrseitige Reportagen. Wichtigste Themen waren der Sport in der Schweiz sowie Ereignisse in Basel und der Schweiz. Insgesamt publizierte die Schweizer Illustrierte Zeitung zwischen 1920 und 1948 gegen 800 Bildberichte und Reportagen von Lothar Jeck. Am meisten sind es 1937 mit 62 Reportagen. Eine Konkordanz zu den in der SIZ publizierten Fotografien und dem vorliegenden Bestand existiert noch nicht. Es scheint jedoch, dass viele der in der SIZ verwendeten Bilder im vorliegenden Fotoarchiv leider nicht überliefert sind. Noch zu klären ist demnach, ob die Negative sich im Ringier-Archiv befinden.
1939 kaufte Lothar Jeck eine Liegenschaft an der Gerbergasse 80 und verlegte das Geschäft an diese Adresse. Dort sollte es bis 1970 verbleiben.
1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, starb Lily Jeck. Drei Jahre später, 1946, heiratete Lothar Jeck die aus Zürich stammende Magda Gamper (1909-2005). Als Wohnsitz wurde das Gotthelf-Quartier gewählt. Lothar und Magda Jeck-Gamper arbeiteten ebenfalls gemeinsam; so begleitete Magda Lothar beispielsweise auf Reportagen und verfasste die Texte dazu. In dieser Zeit, zwischen 1946 und 1949, stieg auch der ältere Sohn Werner mit in das Fotogeschäft ein. Ab 1951 führte er eine zweite Filiale, welche sich an der Falknerstrasse 33 befand.
1951, mit der Eröffnung der zweiten Filiale, beendete Lothar Jeck seine Tätigkeit als aktiver Fotograf. Er handelte jedoch weiterhin mit Apparaten, Geräten und Artikeln für den Amateurbedarf. 1970 liquidierte er das Geschäft an der Gerbergasse 80.
Lothar Jeck war Mitglied in folgenden Vereinigungen:
- Schweizerischer Photographenverband (ab 1947)
- Photographische Gesellschaft Basel
- Schweizerischer Verband für Fotohandel und -gewerbe, Leitung Sektion Basel
- Interessengemeinschaft der Zentrumsgeschäfte, Basel (I.G.Z.)
- Basler Weihnachtsausstellung
- Beffa-Einkaufsgenossenschaft für den Fotohandel
Lothar Jeck verstarb am 21. September 1983 in Basel.
2. Werner Jeck (28.9.1926-5.6.1999). Sohn von Lothar Jeck und Lily Jeck-Dierks.
Werner Jeck absolvierte seine Ausbildung zum Fotografen mit Schwerpunkt auf Porträt- und Sachaufnahmen beim Fribourger Fotografen Benedikt Rast.
Nach der Lehre arbeitete Werner Jeck spätestens ab 1949 im elterlichen Geschäft mit. 1951 übernahm er die Leitung der neuen Filiale an der Falknerstrasse 33. Diese Filiale wartete mit wesentlich grösseren Räumlichkeiten auf als das Atelier an der Gerbergasse 80. Werner Jeck führte die von Vater Lothar Jeck initiierten Kundenaufträge (Mittelformataufnahmen, verzeichnet im Bestand BSL 1060d) weiter.
Neben der Ausführung von Aufträgen begann Werner Jeck auch mit der Kuratierung der bestehenden Fotografien. Er wählte einzelne ansprechende Bilder aus dem Kundenarchiv aus und legte diese separat ab. In der Hoffnung, Abzüge davon verkaufen zu können, organisierte er diese Einzelablage thematisch. Zugang zu den Sujets innerhalb des grossen Einzelbildbestands ermöglichte ein nach Themen und Schlagworten aufgebautes Lochkartensystem. Das Ergebnis dieser Arbeiten findet sich nunmehr im Bestand BSL 1060c dokumentiert.
Nebst den traditionellen Kundenaufträgen eröffnete sich Werner Jeck mit der Herstellung von Fachaufnahmen für Industrie und Gewerbe, für das Baugewerbe, Architekten sowie auch für die Kulturbranche ein neues Tätigkeitsfeld.
Bis 1961 arbeitete Werner für den Betrieb «Photo Jeck». Nach seinem Austritt aus dem Familienbetrieb gründete er ein eigenes Geschäft. Dieses befand sich an der Militärstrasse 44 bzw. General Guisan-Strasse 44.
Werner Jeck war ab 1950 Mitglied des Schweizerischen Photographenverbandes.
3. Rolf Walter Jeck (geboren in Basel am 7.2.1935). Sohn von Lothar und Lily Jeck-Dierks.
Von 1952 bis 1955 absolvierte Rolf Jeck seine Ausbildung in der Schaffhauser Firma Sinar beim Fotografen Carl Koch. Ausbildner von Rolf Jeck war der später in Luzern tätige Fotograf James Perret (1927-2015). Während der Ausbildung lag Rolf Jecks Schwerpunkt auf Werbe- und Sachaufnahmen. 1957 machte er den «Cours de Perfectionnement» an der Fotoschule Vevey. Darauf folgte eine Weiterbildung bei «Cinégram» in Genf. 1961 legte Rolf Jeck die Meisterprüfung ab.
Ab 1960 arbeitete Rolf Jeck im elterlichen Betrieb an der Falknerstrasse 33. Dort trat er ab 1962 auch die Nachfolge seines Bruders Werner an. Im selben Jahr stellte der Betrieb die neue Mitarbeiterin Verena Zweifel ein. Rolf Jeck und Verena Zweifel heirateten 1963 und wurden in Therwil wohnhaft. 1964 wurde der gemeinsame Sohn Valentin geboren, welcher später ebenfalls den Fotografenberuf ergreifen sollte.
Nach der Liquidierung des Geschäfts an der Gerbergasse 80 im Jahr 1970 und dem Austritt von Lothar Jeck aus dem Betrieb traten Rolf und Verena Jeck 1971 gemeinsam die Nachfolge an. Das Tätigkeitsfeld blieb mit Kundenaufträgen, Porträtaufnahmen sowie Fachaufnahmen für Industrie, Gewerbe, Kultur und Architektur dasselbe. Die beiden führten das Geschäft bis ins Jahr 2000.
Rolf Jeck beschäftigte sich intensiv mit dem Geschäftsarchiv Jeck. Er initiierte Ausstellungen und Publikationen mit Fotografien seines Vaters Lothar. An Freien Arbeiten zeichnete sich Rolf Jecks Schaffen durch Aufnahmen zu den Themen Fasnacht, Umweltschutz und Natur aus.
Rolf Jeck war Mitglied des Schweizerischen Photographenverbands, der Agefoba (Arbeitsgemeinschaft der Fotografen Basel) und der Interessengemeinschaft für historische Fotografie Basel (1991, Mitbegründer).
4. Verena Jeck-Zweifel (geboren am 7.6.1941). Kindheit und Jugend in Berneck (SG) als Tochter des Arztes Alfred Zweifel.
Sie absolvierte von 1959 bis 1962 die Lehre zur Fotografin bei Martha Gubler-Weigand (1902-2005) in Weinfelden. Das Schwergewicht bei der Ausbildung lag auf Porträtaufnahmen.
Unmittelbar nach Abschluss ihrer Ausbildung wurde Verena Zweifel im Mai 1962 bei «Photo Jeck» angestellt.
Mit der Übernahme des Betriebes 1971 kümmerte sich Verena Jeck vornehmlich um die Betreuung der Kundschaft und stellte Porträtfotografien her.
Bestandsgeschichte
Das Fotoarchiv Jeck umfasst rund achtzig Jahre an fotografischem Schaffen aus zwei Fotografen-Generationen. Hierzu gehören Lothar Jeck sowie seine beiden Söhne Werner und Rolf Jeck.
Bis zur Geschäftsaufgabe im Jahr 2000 wurde das fotografische Material in den Geschäftsräumlichkeiten von Foto Jeck am Spalenberg, der Gerbergasse und an der Falknerstrasse aufbewahrt. Danach und bis zum Beginn der archivischen Verzeichnungsarbeit befand sich der Bestand an Rolf Jecks privatem Wohnort in Reinach BL. Bereits ab den 1950er Jahren fand eine Umordnung des Fotomaterials sowie auch eine partielle Kassation statt.
Zur Bearbeitung des Bestandes und dessen Übergabe an das Staatsarchiv wurde 2018 der 'Verein zur Erhaltung des Fotoarchivs Jeck' ins Leben gerufen. Das Aufarbeitungsprojekt wurde 2019 aufgenommen und findet 2024 seinen Abschluss. Im Zuge der Erschliessung wurden die Bilder inventarisiert, geordnet, verzeichnet, in weiten Teilen digitalisiert und neu verpackt. Die Erschliessung wurde gemäss Anleitung durch das Staatsarchiv Basel-Stadt vom Fotobüro Bern vorgenommen. Die Finanzierung des Projekts erfolgte einerseits durch Drittmittel, welche durch den 'Verein zur Erhaltung des Fotoarchivs Jeck' beschafft wurden, sowie andererseits durch Eigenaufwand des Staatsarchivs.
Seit Juni 2023 steht der erste Teil des Fotoarchivs Jeck - vornehmlich mit den gehaltvollen und vielfältigen Aufnahmen von Lothar Jeck (1898-1983) - der interessierten Öffentlichkeit zur Recherche und Nutzung zur Verfügung.
Form und Inhalt
Die inhaltliche Bandbreite des Fotoarchivs Jeck umfasst Sujets aus Zeitgeschichte, Berufswelt, Alltag, Sport, Politik, Militär, Porträts, Persönlichkeiten, Gewerbe, Handel, Industrie und Technik. Geographisch sind die Region Basel, die Schweiz und auch mehrere europäische Länder vertreten. Während 2024 das gesamte Fotoarchiv Jeck zugänglich sein wird, sind per Juni 2023 die folgenden ersten drei Teilbestände mit zahlreichen Zeugnissen des Schaffens von Lothar Jeck verfügbar.
Bestand BSL 1060a: Allgemeines und Einzelnes
Hierbei handelt es sich um ein 136 Diapositive umfassendes Konvolut, welches vornehmlich Lothar Jeck zuzuschreiben ist. An Sujets sind vor allem die Bereiche Sport und Reisen vertreten.
Bestand BSL 1060b: Reportagen-Negative, einzeln, vornehmlich auf Glas
Dieser Bestand besteht aus rund 1'900 Negativen und über 800 zugehörigen Positiven. Träger für die Negative ist vornehmlich Glas. Zeitlich umspannt der Bestand die Jahre ab ca. 1920 bis ca. 1970, wobei der Schwerpunkt auf der Schaffensphase Lothar Jecks bis anfangs der 1950er Jahre liegt.
Da kein gültiges Findmittel überliefert ist und die Einzelbilder thematisch weit verstreut innerhalb des Bestands verteilt sind, wurde im Rahmen der Erschliessung zur besseren Auffindbarkeit von Themen-, Reportagen- und Sujetgruppen ein kontrolliertes Vokabular verwendet (z.B. Stadtansicht, Aviatik, Industrie, Kindheit und Jugend, Mode, Werbung usw.). Diese Begrifflichkeiten wurden jeweils im Titelfeld vor den Beschrieb des Sujets gestellt.
Der Bestand beinhaltet Auftragsarbeiten für Firmen, Institutionen und auch Privatkunden. Besonders nennenswert sind die Sujets aus dem Gebiet Sport, welche mit umständlichen Glasplattenkameras geschossen wurden. Diese Fotografien begründen Lothar Jecks internationales Renommee als Sportfotograf. Ausserdem sind Stadtansichten vorhanden oder Ereignisse in und um die Stadt Basel dokumentiert.
Bestand BSL 1060c: Reportagen-Negative, einzeln, vornehmlich auf Film
Mit rund 10'000 Einzelnegativen dokumentiert der Bestand schwerpunktmässig den Zeitraum zwischen ca. 1929 und ca. 1950. Diese Fotografien wurden ab den 1950er Jahren auf Initiative von Werner Jeck aus dem sogenannten «Kundenarchiv» (BSL 1060d, zugänglich ab 2024) extrahiert. Das Konvolut umfasst einerseits zeitgeschichtliche Themen aus Krisen- und Kriegszeiten in der Schweiz, Deutschland oder auch Osteuropa; andererseits ist aber auch Alltägliches und Triviales darin enthalten. Die Gliederung erfolgte in verschiedene thematische Serien (z.B. Kindheit und Jugend im Wandel, Stadtleben Basel, Militär oder Sport). Die ersten elf dieser Serien beinhalten vor allem Aufnahmen von Lothar Jeck, die beiden weiteren Serien 'Reisen' und 'Fasnacht' wurden vornehmlich von Rolf Jeck fotografiert. Die Absicht war wohl, ein Bilderangebot in der Art eines Agenturarchivs aufzubauen. Dieses sollte sowohl breit interessierte Kreise als auch Spezialist:innen mit Bildern zu historischen und aktuellen Themen versorgen.
Ordnung und Klassifikation
Die Ordnung wurde wo immer möglich im ursprünglichen Zustand belassen. Dieser Zustand entspricht weitestgehend demjenigen am letzten Aufbewahrungsort des fotografischen Nachlasses in Reinach BL.
Anmerkungen
Geschäftsbezeichnungen:
- 1923 bis 1949 «Photo Jeck»
- 1949 bis 1970 «Foto-Jeck, Spezialgeschäft für Photo und Ciné.»
- 1970 bis 2000 «Foto-Jeck»
Standorte in der Stadt Basel:
- 1923 bis 1939 am Spalenberg 26
- 1939 bis 1970 an der Gerbergasse 80 (Atelier)
- 1951 bis 2000 an der Falknerstrasse 33 (Porträt- und Farbstudio)
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2030
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Benutzungshinweis
Alle diaphanen Bildträger der Bestände BSL 1060a, 1060b sowie 1060c sind einzeln und hoch aufgelöst digital verfügbar.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt