Nachlass Gilbert Clavel (1883-1927)
Titel
Nachlass Gilbert Clavel (1883-1927)
Signatur
PA 969
Stufe
Bestand
Entstehungszeitraum
1899-1994
Archivalienart
Akte , Bild
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Laufmeter
0.70
Provenienz
Gilbert Clavel (1883-1927)
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Gilbert Clavel (1883-1927)
Gilbert Clavel wurde 1883 als Sohn des Seidenfärbers Alexander Clavel-Merian (1847-1910) und der Emilie Maria Clavel-Merian in Kleinhüningen in ein vermögendes Umfeld geboren. Sein Grossvaterwar der aus Lyon eingewanderte Seidenfärber Alexander Clavel-Linder (1805-1873). Die Tuberkulose, die ihn zum Buckligen machte, und ein Unfall in der Kindheit hatten zur Folge, dass Gilbert Clavel zeitlebens gesundheitliche Probleme quälten. Nach der Matura besuchte er Vorlesungen in Kunstgeschichte und Ägyptologie. Zudem unternahm er ausgedehnte Reisen nach Afrika und Süditalien. 1907 gründete er zusammen mit Carl Albrecht Bernoulli die Mitteleuropäische Monatsschrift. Seit 1910 war er in Capri und Anacapri wohnhaft. Im nahen Positano kaifte er einen verfallenen spanischen Wachturm (Torre di Fornillo oder Torre Positano) aus dem 16. Jahrhundert, der für die Verteidigung gegen die Sarazenen errichtet worden war, und liess sich dort nieder.
Clavel war in der frühen Futuristischen Bewegung aktiv. Der Futurismus erhob den Anspruch, ein ästhetisches Glaubensbekenntnis und eine allumfassende Idee zu vertreten. Als Kern aller Gestaltungsprinzipien wurde das Emotionale gesehen, mit dem alle Aspekte der Kunst erfasst werden sollten (Malerei, Skulptur, Theater, Musik, Fotografie etc.). 1917 publizierte Clavel Un Istituto per Suicidi, mit Illustrationen des Malers Fortunato Depero (1892-1960), übersetzt ins italienische von Tavolato Bernardo. Mit Depero verband ihn eine enge Freundschaft. Die beiden verfolgten die Idee der Neuschöpfung des Balletts. 1918 gelangte in Rom der Balli Plastici zur Uraufführung. Dabei handelte es sich um ein Gesamtkunstwerk aus Licht, Form, Farbe, Musik und Bewegung. Marionetten tanzten zur Musik von Depero, Béla Bartók u.a.
Ab 1919 war Clavel vollständig damit beschäftigt, den Torre di Fornillo wieder aufzubauen und zu erweitern. Er legte neue Zimmer, auch im Felsinnern an, baute einen 35m langen Spiralgang (ohne Zeichnung, lediglich mit Kompass und Wünschelrute) und einen Konzertsaal, der nur in Booten vom Meer her zugänglich war. Das Turmzimmer besass einen Stalaktitenüberhang und war mit einem 40kg schweren Holzsessel und sonstigem schweren Holzmobiliar bestückt. Siegfried Kracauer bezeichnete den Torre di Fornillo 1925 als "Felsenwahn in Positano".
1927 starb Clavel 44jährig während eines Aufenthalts in Basel an einer Brustfellentzündung.
Der Torre di Fornillo ging in den Besitz seines Bruders René Clavel über, der ihn 1955 veräusserte.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen wurden zwischen 1994 und 1997 von Antoinette Frey-Clavel (1919-2013), der Nichte Gilbert Clavels, dem Staatsarchiv übergeben. Ihr Ehemann Dr. Jakob Frey-Clavel (1918-1994) hatte sich um die Rezeption des Künstlers Gilbert Clavel bemüht und die Unterlagen teilweise bearbeitet. Im Staatsarchiv wurden sie 2007 erschlossen.
Form und Inhalt
Die Unterlagen dokumentieren das Schaffen von Gilbert Clavel. Interessant dürfte die Korrespondenz mit seinem Bruder Rene Clavel sein, die in dessen PA 1030 seine Entsprechung findet. Dort ist auch das Testament Gilbert Clavels von 1911 zu finden (siehe unter PA 1030 C 4 1). Seine Publikationen finden sich in der Serie D. Die Rezeption des Werks Clavels und seines künstlerischen Umfelds ist in Serie F geordnet.
Bewertung und Kassation
Es wurden keine Kassationen vorgenommen.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2024
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Zugangsbestimmungen
Es gelten die allgemeinen Benutzungsbestimmungen des Staatsarchivs Basel-Stadt.
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
Ankli Ruedi: Gilbert Clavel im Kreis der italienischen Futuristen. In: Basler Magazin
Nummer 21, 28. Mai 1983, S. 7.
Ankli Rodolfo: Un futurista basilese: Gilbert Clavel. In: L´almanacco 1987, Bellinzona, 1986, S. 139-145.
Hulten Pontus: Futurismo & futurismi [Ausstellungskatalog], Milano, 1986.
Futurismo a Venezia. In: La Stampa Speciale, 8 Maggio 1986
"Mit dem Geist gegen den Körper" Zum 1250-jährigen Bestehen des Wenkenhofs ehrt die Alexander Clavel-Stiftung den Visionär Gilbert Clavel. In: Riehener Zeitung, Nr. 20, 18. 5. 2001.
Kempker Birgit: Castel Clavel ein plastischer Komplex. In: Basler Magazin Nr. 20, 19. Mai 2001, S. 10-11.
Kiki Seiler-Michalitsi: "Hier wohnt der Mensch" 1250 Jahre Wenkenhof. In: z'Rieche. Jahrbuch 2001, Riehen 2001.