Nachlass Dr.ing. Dr.phil.h.c. Georges Joseph René Clavel-Simonius (1886-1969)
Titel
Nachlass Dr.ing. Dr.phil.h.c. Georges Joseph René Clavel-Simonius (1886-1969)
Signatur
PA 1030
Stufe
Bestand
Entstehungszeitraum
1737-1993
Archivalienart
Akte , Bild , Drucksache
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Entstehungszeitraum Schwergewicht
1886-1969
Laufmeter
1.00
Provenienz
René Clavel
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
René Clavel (1886-1969)
René Clavel wurde 1886 als Sohn des Seidenfärbers Alexander Clavel-Merian (1847-1910) und Emilie Maria Clavel-Merian in Kleinhüningen in ein vermögendes Umfeld geboren. Sein und Grossvater war der aus Lyon eingewanderten Seidenfärber Alexander Clavel-Linder (1805-1873). Seine Ausbildung absolvierte er an der Ecole de chimie in Mulhouse, der Universität Lyon und am Kaiser Wilhelm Institut in Berlin. 1913 heiratete er Ella Simonius und trat in die väterliche Färberei und Appretur Gesellschaft (FAG) ein (vormals A. Clavel und F. Lindenmeyer). Er machte ein Vermögen durch die Lizenzgebühren eines 1916 entwickelten Verfahrens, das erstmals möglich machte, Azetatseide zu färben.
Clavels Grossvater war der erste gewesen, der in der Schweiz Fuchsin (Anilinrot) herstellte. Ab 1864 fand die Farbstofffabrikation an der Klybeckstrasse 198 (Bläserhof) statt. Die Fabrik ging in der späteren Ciba, nachmalig Ciba-Geigy und heute Novartis auf.
René Clavels Begeisterung für die Antike liess ihn 1918 einen Landsitz in Castelen, Augst bauen. Mit 32 Jahren übernahm er die dortige benachbarte Villa Castelen. Er liess die damals noch weitgehend unbekannte Römerstadt in Augst rekonstruieren und rief die Stiftung Römerhaus Augst ins Leben. Ihr vermachte er einen Grossteil seines Vermögens.
Die Grosswildjagd war Clavels Steckenpferd. Er betrieb sie auch in Afrika und Kanada.
Zu seinem Bruder Gilbert Clavel (1883-1927) pflegte er ein enges Verhältnis und besuchte diesen öfters in dessen Sarazenenturm in Positano (siehe PA 969). Nach dem Tod des Bruders 1927 wurde er Besitzer des Torre Positano. 1955 verkaufte er ihn.
Bekannt wurde René Clavel auch als Aviatik-Pionier. Während des Ersten Weltkriegs wurde er nach einer 30-stündigen Irrfahrt durch einen Sturm mit einem Ballon auf der Krim als vermeintlicher Spion verhaftet. Er erwarb das Pilotenbrevet und war Mitbegründer des Flughafens Sternenfeld, des Aero Clubs und der Balair. Sein Freund, der Kunstflieger Ernst Udet, absolvierte waghalsige Kunstflüge zwischen den Pappeln von Castelen. Clavel brachte 1932 den Gordon Bennett Ballon-Wettflug nach Basel und organisierte dazu einen festlichen Empfang in Castelen.
1966 vermachte der dem Antikenmuseum eine Million Franken zum Umbau des Berri-Baues.
Ehrungen
1956 erhielt Clavel das Ehrenbürgerrecht von Augst und 1960 den Ehrendoktor der Philosophisch Historischen Fakultät der Universität Basel.
Das Landgut Castelen wurde von seiner Tocher Antoinette Frey-Clavel (1919-) und seinem Schwiegersohn und Jakob (1918-1994) Frey-Clavel 1984 der Universtiät Basel zur Nutzung überlassen. Es dient als Konferenz-, Vortrags- und Begegnungsort.
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen wurden von der Tochter René Clavels, Antoinette Frey-Clavel 2001 dem Staatsarchiv übergeben. Ihr Mann Jakob Frey-Clavel hatte sich mit den Unterlagen von René Clavel und Gilbert Clavel (Bruder von René) beschäftigt und beispielsweise Transkriptionen des Briefwechsels erstellen lassen. Er hatte sich in der Tradition seines Schwiegervaters für die Römerstiftung Dr. René Clavel engagiert.
Die Unterlagen wurden im Jahr 2007 zusammen mit den Unterlagen des PA 969 Gilbert Clavel erschlossen.
Form und Inhalt
Korrespondenzen, Tagebücher, persönliche Dokumente.
Bewertung und Kassation
Es wurden keine Kassationen vorgenommen.
Die Unterlagen dokumentieren verschiedene Aspekte der Biografie von René Clavel. Hervorgehoben seien die Korrespondenz und die Tagebücher zu seinen Reisen, die Unterlagen betr. den Landsitz Castelen und die Unterlagen, welche die Familiengeschichte der Clavel betreffen, die wiederum für die Entwicklung der Farbenchemischen Industrie in Basel von Bedeutung ist.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2023
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
N. Jaquet: Die Entwicklung und volkswirtschaftlichen Bedeutung der schweizerischen Teerfarbenindustrie, 1923.
P. Wahl: Historique du conflit British Celanese Ltd et Dreyfus-Clavel avec Tubize, Paris 1935.
P. Koelner: Aus der Frühzeit der chemischen Industrie Basels, 1937.
M. Meier: Industrielle Umweltverschmutzung am Beispiel der frühen Basler Anilinfarbenindustrie (1859-1873), Liz. Basel, 1988.