Bürgerwehr Basel-Stadt [ab 1941: Vaterländischer Hilfsdienst Basel-Stadt]
Titel
Bürgerwehr Basel-Stadt [ab 1941: Vaterländischer Hilfsdienst Basel-Stadt]
Signatur
PA 370
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1918-1991
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Provenienz
Bürgerwehr Basel-Stadt [ab 1941: Vaterländischer Hilfsdienst Basel-Stadt]
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Die Bürgerwehr Basel-Stadt entsteht 1918 als Reaktion bürgerlicher Kreise auf den Landesstreik. Es handelt sich um einen Verein auf rein privatrechtlicher Grundlage, der später in eine Stiftung umgewandelt wurde (Datum, Gründe unbekannt). 1941 wurde der Verein umbenannt in Vaterländischer Hilfsdienst Basel-Stadt.
Das Ziel der Bürgerwehr besteht in der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit sowie der Sicherung der Arbeit von Infrastrukturbetrieben aber auch privaten Unternehmen im Falle von "allgemeiner Ruhestörung", allgemeinem (politischen) Streik und bei "Landeskatastrophen". Auch die Wahrung des Hausrechts und der Schutz der Arbeit ist Teil ihrer Aufgabe. Die Bürgerwehr ist bis Anfang 1919 unbewaffnet. Im Laufe dieses Jahres wird ein Teil der Bürgerwehr bewaffnet. Die Finanzierung erfolgt durch Spenden und Sammelaktionen.
Die anfangs provisorischen Strukturen werden in den folgenden Jahren ausgebaut.
Bereits 1919 wird die bewaffnete Komponente der Bürgerwehr als Ordnungsdienst von der Zivilorganisation organisatorisch getrennt. Jener wird in den militärischen Ordnungsdienst integriert bzw. so aufgebaut, dass er im Bedarfsfall rasch dem Platzkommando unterstellt werden kann.
Das Schwergewicht der weiteren Entwicklung liegt auf der Zivilorganisation. Die einen Nachrichten- Beobachtungs- und Meldedienst, sowie einen Pressedienst umfasst. Letzterer gibt im Aktionsfall ein Nationales Bulletin heraus, ansonsten betreibt er Propagandaarbeit und erstellt Berichte über die Situation in Basel-Stadt. Der Nachrichten- und Meldedienst sammelt Informationen über Aktivitäten politisch linksstehender Organisation und Personen. 1939 gibt es auch Ueberlegungen, einen Nachrichtendienst über die Fronten und nationalsozialistischen Auslandsorganisationen aufzubauen. Ein weiterer Teil der Zivilorganisation sind die verschiedenen Zweige des (technischen) Hilfsdienstes, dessen Aufgaben im Bereich der Sicherung der Tätigkeit wichtiger Infrastrukturbereiche liegen. So wird die Aufrechterhaltung des Betriebs der Gas- und Elektrizitätswerke, des Rheinhafen, des öffentlichen Verkehrs, der PTT-Betriebe, der Lebensmittelversorgung und der Strassenreinigung im Aktionsfall geplant.
Die Organisation der Bürgerwehr beruht auf zuerst 9, später 11 Kreisen, die die Quartierorganisation darstellen. Den Kreischefs unterstellt sind Strassen-, Gruppen-, Kreishilfsdienstchefs und die Kreiskassiers. Daneben bestehen die Freien Kontigente, die mit speziellen Aufgaben betraut sind. Die zentralen Einrichtungen setzen sich zusammen aus einem Sekretariat bzw. dem Kommado der Bürgerwehr, Zentralausschuss und Exekutivausschuss, dem Chef der Bürgerwehr sowie einer Finanzkommission.
Die Bürgerwehr ist Mitglied des als Dachorganisation 1919 in Aarau gegründeten Schweizerischen Vaterländischen Verbands, der als zentrale Dienste einen Presse- und Nachrichtendienst sowie einen Werkdienst aufbaut.
Aufbau und Unterhalt der Organisation sind mit fianziellen und personellen Schwierigkeiten verbunden. Reorganisation und Schaffung zahlreicher Reglemente sind Ausdruck der Versuche der Leitung, diesen Problemen zu begegnen. Mit der Generalweisung und dem Mobilmachungsplan von 1934, den Grundlegenden Hinweisen von 1941 und den Vorbereitungen für den Einsatz des technischen Hilfsdienstes von 1943 ist der Höhepunkt dieser Arbeiten erreicht.
Tätig geworden ist die Bürgerwehr anlässlich des Landesstreiks 1918, des Generalstreiks 1919 sowie des Basler Druckerstreiks 1922. Ueber Tätigkeiten und Entwicklung der Organisation nach 1950 ist nichts bekannt. Auch muss offen bleiben, ob und falls ja, wann der Vaterländische Hilfsdienst Basel-Stadt aufgelöst worden ist.
1966 wird vom Verein Vaterländischer Hilfsdienst die Stiftung Vaterländischer Hilfsdienst gegründet, die auf Ende 1990 aufgelöst wird.
Form und Inhalt
Unterlagen der zentralen Organe der Bürgerwehr Basel-Stadt bzw. ab 1941 des Vaterländischen Hilfsdienstes Basel-Stadt, von Funktionären und der Kreise (Unterorganisation). Es sind Unterlagen zu Entstehung, Aufbau, Grundlagen, Aktivitäten bei Streiks sowie Jahres- und Situationsberichte, teilweise Protokolle der Gremien und Finanzierung vorhanden.
Ferner sind Unterlagen des Stiftungsrates der Stiftung Vaterländischer Hilfsdienst vorhanden.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2021
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt
Veröffentlichungen
Thürer, Andreas, Der Schweizerische Vaterländische Verband und die in ihm zusammengeschlossenen Bürgerwehren 1919-1923, zwischen 1976-1978 [Lizentiatsarbeit Universität Basel], S. 57-63, Staatsarchiv Basel-Stadt, Signatur: STA QuartCv 1768
Verwandte VE nicht in scopeArchiv
DS SB 1337 (Schweizerischer) Vaterländischer Verband, ca. 1926-1947
Verwandtes Material
Schweizerisches Wirtschaftsarchiv (SWA): Vaterländischer Hilfsdienst Basel-Stadt. Dokumentensammlung. Statuten, Reglemente, 1941, 1 Mappe, Signatur: SWA Magazin Bv M29