Fotoarchiv Hoffmann
Titel
Fotoarchiv Hoffmann
Signatur
BSL 1045
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1820 (ca.)-2014
Verfertiger/-in
Foto Hoffmann, Basel
Rechtsstatus
Eigentum des Staatsarchivs Basel-Stadt
Laufmeter
111.30
Anzahl
401443
Provenienz
Foto Hoffmann, Basel
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben
Das Archiv BSL 1045 umfasst das fast vollständige Geschäftsarchiv der Basler Fotografendynastie Hoffmann und beschlägt vornehmlich den Zeitraum zwischen 1891 und 1994. 1891 wurde das 'Photographische Atelier Theodor Hoffmann' durch denselbigen an der Clarastrasse 36 gegründet. Insgesamt drei Generationen haben das Fotoarchiv ab 1891 gebildet und geprägt:
1. August Eduard Theodor Carl Hoffmann (21.9.1860–19.10.1925), genannt Theodor Hoffmann. Er wanderte um 1883 aus Altwasser, Kreis Waldenburg bei Breslau, nach Basel zu. Nach der Heirat mit Elisabeth Schalch wurde 1891 das Fotoatelier an der Clarastrasse gegründet. Theodor Hoffmann beschäftigte sich hauptsächlich mit Portraitfotografie. Viele Portraitierte stammten aus dem benachbarten Baden und liessen sich sonntags im Sonntagsgewand aufnehmen. Das sogenannte Nordlicht-Atelier befand sich im dritten Stock des Gebäudes - der Name impliziert es, das Studio war nach Norden ausgerichtet. Im Parterre bediente Theodor Hoffmanns Frau die Kunden. An einem Rekordsonntag im Jahr 1893 wurden 64 Portraits aufgenommen, in der ganzen folgenden Woche zusammengefasst zählte das Atelier lediglich 17 Aufnahmen. Die Hauptarbeit unter der Woche bestand darin, die Platten zu entwickeln und Kopien zu ziehen.
Spezialität der ersten Jahre waren neben der Porträtfotografie eingebrannte Fotografien auf Porzellangegenständen.
1896 konnte Theodor Hoffmann die Liegenschaft Clarastrasse 36 erwerben, 1910 erweiterte er den Betrieb um ein Ladengeschäft im Parterre.
2. Eduard Carl Hoffmann (30.9.1883–30.9.1969). Der älteste Sohn Theodor Hoffmanns, genannt Carl Hoffmann, trat 1909 in das Geschäft des Vaters ein. Zuvor absolvierte er die Fotografenlehre und besuchte die Kunstklasse der Allgemeinen Gewerbeschule. Darauf folgten Wanderjahre in Nürnberg, Lausanne und Bukarest. Zwischen 1906 und 1908 amtete Carl Hoffmann gar als Hoffotograf in Bukarest, bevor er sein Schaffen in Basel aufnahm. Im Jahr darauf, 1910, wurde er in die Kleinbasler Ehrengesellschaft zum Greifen aufgenommen. Zudem war Carl Hoffmann aktives Mitglied im Männerturnverein Kleinbasel und spätestens ab 1922 war er Mitglied des Kantonalen Photographenverbands beider Basel. Hier amtete er wiederholt als Kassier, 1926 gar als Vizepräsident.
Nach dem Tod Theodor Hoffmanns im Jahr 1925 übernahm Carl Hoffmann das väterliche Atelier. 1937 wurden Betrieb und Liegenschaft umgebaut und modernisiert. Portraitfotografie bot Car Hoffmann neu auch mit Kunstlicht an, ferner widmete er sich zunehmend der fotografischen Dokumentation von Tagesaktualitäten. Ausserdem ergaben sich vermehrt Aufträge im Bereich von Industriereportagen, Architekturfotografie sowie Aufnahmen Basler Brauchtums wie Vogel Gryff, Fasnacht, Trachtenfeste, Turnfeste etc. Zu erwähnen sind zudem sogenannte 'Risikoaufnahmen', welche das Zeitgeschehen insbesondere während der Kriegszeit dokumentieren.
Ab 1940 amtete Carl Hoffmann für einige Jahre als Theaterfotograf, ab 1941 war er Mitglied des Schweizerischen Werkbunds. 1949 schliesslich erfolgte der Anbau einer Dunkelkammer im Hintergebäude.
3. Felix Hoffmann (14.7.1929–7.10.2016). Der jüngere Sohn Eduard Carl Hoffmanns begann die Ausbildung zum Fotografen als Zweitlehre im Jahr 1946, nach dem plötzlichen Tod des Bruders und designierten Geschäftsnachfolgers Hans-Peter Hoffmann. Nach dem Lehrabschluss am 31. Dezember 1949 erfolgte die Anstellung im väterlichen Geschäft, zunächst als Fotograf, in den 1950er-Jahren dann als Geschäftsführer. 1954 heiratete Felix Hoffmann die Basler Fotografin Verena Kloetzer. 1955 absolvierte er die Meisterprüfung zum eidgenössisch diplomierten Fotografen.
1960 übernahm Felix Hoffmann das Geschäft gänzlich. 1967 erfolgte die Umwandlung des Geschäfts von einer Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft, die neu den Namen 'Hoffmann Photo Kino AG' trug.
Das Geschäft führte er zusammen mit seiner Frau und weiteren Angestellten bis ins Jahr 1994. Während dieser Zeit nahmen besonders Messeaufträge, Industrie- und Katalogaufnahmen sowie die Dokumentation des städtischen Baugeschehens (beispielsweise über Jahre hinaus der Bau der Nationalstrasse) eine zentrale Rolle ein.
Ab 1962 fungierte Felix Hoffmann als Prüfungsexperte für Lehrabschlussprüfungen von Fotografen. Im Jahr 1968 wurde die Agefoba, die Arbeitsgemeinschaft der Fotografen Basel, ins Leben gerufen; Felix Hoffmann war eines der Gründungsmitglieder. Ab 1974 war er auch Mitglied des Schweizerischen Werkbunds. Bis 1992 amtete er mit Leidenschaft als Fasnachtsfotograf, wobei er selbst als aktiver Fasnächtler in der Rumpel-Clique an der Fasnacht teilnahm. Ausserdem war auch Felix Hoffmann Mitglied der Ehrengesellschaft zum Greifen.
Nach der Geschäftsübergabe an Roland Schweizer 1994 - das Geschäft wurde ab dann als 'Photo Basilisk AG' betrieben - blieb Felix Hoffmann bis 2002 weiter als Berufsfotograf tätig. Seine Hauptauftragsgebiete waren Reportagen, Technische Aufnahmen und Messen. Mit dem Rückzug aus dem Geschäft widmete er sich unter anderem mittels Vorträgen und Publikationen zunehmend der Bekanntmachung des reichhaltigen Archivbestands.
Bestandsgeschichte
Das vorliegende Fotoarchiv hat sich in über hundert Jahren fotografischen Schaffens herausgebildet. Die Bilder wurden bis zur Vorbereitung der Ablieferung an das Staatsarchiv 2014 im Geschäftshaus an der Clarastrasse 36 aufbewahrt.
Zur Übergabe und Bearbeitung des Bestands wurde eigens der 'Verein zur Erhaltung des Fotoarchivs Hoffmann' gegründet. Nach einer Inventarisierung des Bestandes gelangte dieser im Sommer 2014 in die Räumlichkeiten des Staatsarchivs. Im Rahmen eines dreijährigen Projektes, welches zwischen 2015 und 2017 abgewickelt wurde, wurden die Bilder weiter gesichtet, geordnet, verzeichnet, teilweise digitalisiert und verpackt. Die Finanzierung des Projekts erfolgte einerseits durch Drittmittel, welche durch den 'Verein zur Erhaltung des Fotoarchivs Hoffmann' beschafft wurden, sowie andererseits durch Eigenaufwand des Staatsarchivs.
Seit Sommer 2018 steht das reichhaltige und vielfältige Fotoarchiv der interessierten Öffentlichkeit zur Recherche und Nutzung zur Verfügung.
Form und Inhalt
Das umfangreiche Fotoarchiv dokumentiert weite Teile der Geschichte und Entwicklung der Stadt Basel (Gross- und Kleinbasel, Architektur, Häuser, Quartiere, Jahreszeiten) sowie teilweise auch der näheren Umgebung (Baselland, Markgräflerland). Ausserdem sind Aufnahmen zu den Themengebieten Alltag (Portraits, Personenreportagen), Fasnacht, Aviatik sowie auch Eisenbahn, Industrie, Messen, Theater und Region vorhanden.
Darüber hinaus widerspiegelt der Bestand auch die fototechnischen Entwicklungen in einem Zeitraum von über 100 Jahren.
In der Folge soll ein kurzer Überblick zu den einzelnen Teilbeständen gegeben werden. Detailliertere Informationen finden sich jeweils in den Bestandsformularen; dort finden sich auch Hinweise zur Recherche in oder der Benutzung der einzelnen Bestände.
Die Teilbestände 1045b bis und mit 1045h haben sich bereits als eigenständige, separate Bestände im Fotoarchiv an der Clarastrasse herausgebildet. Besonders die Teilbestände BSL 1045b 'Auftragsarbeiten' und BSL 1045c 'Altbasel' sind als Kernstücke des fotografischen Schaffens der drei Generationen hervorzuheben. Während die Auftragsarbeiten den 'Brotkorb' bildeten und das alltägliche Schaffen dokumentieren, zeigt der Bestand Altbasel die Highlights aus dem fotografischen Schaffen der Fotografen Hoffmann bis ca. in die 1950er-Jahre und birgt zahlreiche visuelle Schätze. Diese können praktisch vollumfänglich eingesehen werden, da die Dokumentation digitalisiert wurde (siehe unter BSL 1045c 3).
Der Teilbestand 1045d 'Theater' ist im Auftragsverhältnis entstanden, wirkten doch Carl und auch Felix Hoffmann über einen gewissen Zeitraum als Theaterfotografen. In den Beständen BSL 1045e 'Fasnacht' und BSL 1045f 'Vogel Gryff' spiegelt sich die Leidenschaft der Familie für das Basler Brauchtum wider.
Die übrigen Teilbestände BSL 1045a sowie BSL 1045i bis und mit BSL 1045m wurden durch das Staatsarchiv im Rahmen der Erschliessungsarbeiten gebildet. Die Arbeiten, welche in den Beständen BSL 1045i bis und mit BSL 1045k verzeichnet sind, zeigen Einblicke in das freie fotografische Schaffen der drei Generationen. Im Bestand BSL 1045l 'Atelierdokumentation, Mitarbeiten in Fotografen-Verbänden, Privates' wird auch die private Seite der Fotografenfamilie fassbar, so etwa durch im Bild festgehaltene Ausflüge der Familie und Portraits von Familienmitgliedern; hier sind zudem auch Abrechnungen, Korrespondenzen, Kundenmappen oder Visitenkarten zu finden.
Der Bestand BSL 1045m umfasst kleinere Teilbestände, deren Verfertiger nicht der Familie Hoffmann angehören. Besonders Teile des Schaffens anderer bekannter Basler Fotografen wie Alfred Kugler (1877-1937), Rolf Schmid oder Hugo Riesen (1905-1990) sind hier hervorzuheben.
Beim Bestand BSL 1045n schliesslich handelt es sich um eine Dauerleihgabe des Historischen Museums Basel. Die Fotoapparatesammlung der Fotografen Hoffmann, welche dem Historischen Museum zur Aufbewahrung übergeben worden ist, beinhaltete noch einen kleinen Teil an Bildmaterial. Dieser wurde dem Staatsarchiv zur Verzeichnung und Archivierung übergeben, so dass sich das gesamte historische Fotoarchiv im Staatsarchiv befindet.
Ordnung und Klassifikation
Die Ordnung wurde wo immer möglich im ursprünglichen Zustand belassen, also so, wie sie im Atelier vorgefunden wurde beziehungsweise so, wie sich sich im Laufe der Zeit im Geschäftsarchiv Hoffmann an der Clarastrasse 36 herausgebildet hat.
Schutzfristkategorie
Ordentliche Schutzfrist
Bewilligung
Gemäss Archivgesetz BS
Schutzfrist
Zeitraumende
Schutzfristdauer
30
Ende der Schutzfrist
12/31/2044
Zugänglichkeit
Oeffentlich
Physische Benutzbarkeit
uneingeschränkt