Israelitische Gemeinde Basel
Title
Israelitische Gemeinde Basel
Reference Code / Identification number
IGB-REGa
Stage
Bestand
Period of origin
1807-2004
Legal status
Depositum
Entstehungszeitraum Schwergewicht
1860-1981
Laufmeter
36.00
Bestandsgeschichte
Der Hauptteil des Bestandes gelangte 1980 ins Staatsarchiv. Nach einer ersten Sichtung wurden die Akten des Israelitischen Spitals ausgesondert und als PA (Privatarchiv) 792 separat aufgestellt. Spätere, kleinere Ablieferungen der Gemeinde, von Frau Dr. Katja Guth (Jüdisches Museum der Schweiz) sowie der Basler Denkmalpflege (Renovation der Synagoge 1986/87) ergänzen den Bestand. Ursprünglich als PA (Privatarchiv) 793 aufgenommen, wird das Archiv endgültig als IGB-REG geführt.
Die in drei Phasen erfolgten Erschliessungsarbeiten gestalteten sich äusserst zeitaufwendig. Zunächst wurde der Bestand in einer Zettelkartei erfasst. In einem zweiten Schritt folgte eine provisorische Ordnung, auf die sich die Quellenangaben in der neueren Literatur beziehen. Aus Gründen der Bestandsvereinheitlichung wurde dabei das alte, 1912 geordnete und verzeichnete Archiv der Gemeinde aufgelöst und entsprechend zugeordnet. Dieser archivisch und historisch wenig befriedigende Tatbestand liess sich nach der einmal getroffenen Entscheidung in der letzten Erschliessungsphase nicht mehr korrigieren. Das alte Archivverzeichnis findet sich unter der Signatur B 4.3. Die noch nicht aufgelösten Bände wurden belassen und die alte Signatur vermerkt, so dass der Bestand teilweise rekonstruierbar ist. In der letzten Phase wurde die provisorische Ordnung überprüft, zum Teil überarbeitet und umgestellt. Ältere Dokumente, die sich bisher in der Drucksachensammlung befanden (DS SB 189, 460, 461, 462, 674, 840, 840a, 841, 843, 844, 953, 1230, 1332), wurden zugeordnet.
Die Unterlagen des Zugangs (2) gelangten am 18.9.2003 ins Staatsarchiv. Pläne betreffend Neubau des Gemeindehauses, betreffend Bau einer neuen Abdankungshalle auf dem israelitischen Friedhof und betreffend Erstellung von Alterswohnungen wurden separiert und ins Planarchiv integriert.
Zugang (4): 2010 wurden vier Ordner mit Korrespondenz A-K von 1962, Korrespondenz A-Z von 1963 sowie Korrespondenz A-K von 1964 abgeliefert, welche im Dachboden der Kleinen Synagoge (Kindergarten) gefunden worden sind. Warum sie dort und nicht im Archivkeller unter der Synagoge untergebracht waren, ist unbekannt. Bei den Unterlagen handelt es sich um die fehlenden Korrespondenzdossiers aus Zugang (2).
Form and content
Die Archivalien dokumentieren die Tätigkeit der Gemeinde von etwa 1860 bis 1981. Aus der Zeit vor 1860 existieren drei Rechnungsbücher mit Angaben über finanzielle Leistungen der Gemeindemitglieder aus den Jahren 1807 bis 1813 und 1821 bis 1827, hinzu kommen Unterlagen zum Rechnungswesen ab 1845. Hervorzuheben sind die beinahe lückenlose Überlieferung der Protokolle der zentralen Gemeindegremien (Gemeindeversammlung und Vorstand), die Dokumentation der Gemeindewahlen, die umfangreichen Bestände zur Synagoge, den Gemeindehäusern und zum Friedhof, die Materialien zum Schächtwesen, die Unterlagen zur Religionsschule, zur Jugend- und Bildungstätigkeit sowie die sehr umfangreichen Akten der Fürsorge. Interessante kleinere Sammlungen zur Auslandshilfe der Gemeinde (vor allem für das Elsass 1945/46) oder zur Abwehr des Antisemitismus nach 1933 ergänzen den Bestand.
Leider existieren sowohl zeitlich als auch inhaltlich grössere Lücken. Dies betrifft namentlich die Mitglieder-, Personal- und Steuerakten. Letztere sind im Zuge der Ablieferung offenbar in grösserem Umfang vernichtet worden. Historisch besonders wertvoll sind die Dossiers zu den Rabbinaten von Dr. Arthur Cohn und Dr. Arthur Weil, wobei vor allem die erhalten gebliebenen Bewerbungen auf die Ausschreibungen von 1883, 1925 und 1954 über die Gemeinde hinausreichende Einblicke in Lebensläufe und Berufswege deutschsprachiger Rabbiner gewähren. Ähnliches gilt für die vielfach bedrückenden Bewerbungen auf Lehrerstellen in den 1930er Jahren.
Personendossiers über Flüchtlinge während des Zweiten Weltkrieges sind nicht vorhanden, da die betreffenden Unterlagen zentral verwaltet wurden und sich - soweit erhalten - im Archiv des Verbandes Israelitischer Fürsorgen in Zürich befinden. Kaum dokumnetiert ist die vielfältige Tätigkeit der zahlreichen, für das Gemeindeleben wichtigen jüdischen Vereine. Ergänzend sei daher auf die Tätigkeitsberichte des Israelitischen Frauenvereins in der Schweizerischen Landesbibliothek (Signatur V BS 2072) sowie verschiedene Jubiläumsschriften zu Vereinen (Schomre Thora Männerverein, Israelitischer Männerverein Espérance, Israelitischer Männerverein Chevroh Dowor Tow, Jüdischer Turnverein) in der Bibliothek des Staatsarchivs hingewiesen.
Eine Ausnahme bildet die Jüdische Jugendfürsorge Basel (Eser Lanoar) [bis 1951: Verein für Erziehung israelitischer Waisen] unter Q 11. Das Protokollbuch dokumentiert die Tätigkeiten des Vereins der Jahre 1893-1970 detailliert, danach sind immerhin die Protokolle der Generalversammlungen bis zur Auflösung des Vereins 1990 vorhanden. Ausserdem gibt es Mitgliederverzeichnisse, welche die Jahre 1958-1985 beschlagen.
Zugang (2):
Die Jahresberichte der Israelitischen Fürsorge bestehend aus Bericht, Rechnung und Spendenverzeichnis unter IGB-REGa H 4 werden bis und mit Jahresbericht 1972 separat gedruckt. Danach werden Bericht und Rechnung jeweils in den Jahresbericht der Israelitischen Gemeinde Basel (siehe IGB-REGa A 4) integriert. Das Spendenverzeichnis erscheint weiterhin separat.
Die Dossiers einzelner Unterstützungsfälle unter IGB-REGa H 8.4 (2) sind meistens eher dünn und dokumentieren vor allem kurzfristige Unterstützungen. Es ist anzunehmen, dass teilweise die ausführlichen Personendossiers im Archiv des Verbands Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen/Flüchtlingshilfen (VSJF) im Archiv für Zeitgeschichte in Zürich liegen.
Die Unterlagen unter IGB-REGa H 11.10.1 bis 3 enthalten keine Personendossiers sondern Korrespondenzen mit dem Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen/Flüchtlingshilfen (VSJF) betreffend der zu betreuenden Flüchtlinge. Namensverzeichnisse liegen den entsprechenden Serien bei. Die Personendossiers liegen, sofern noch vorhanden, im Archiv des VSJFs im Archiv für Zeitgeschichte in Zürich.
Zugang (3): Im Januar 2005 übergab Noëmi Sibold die Typoskripte zur Festschrift aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Synagoge 1968. Sie selbst hatte auf diese Texte bei der Redaktion des Bandes "200 Jahre Israeltische Gemeinde Basel" (Hg. von Heiko Haumann, Basel 2005) zurückgegriffen. Zudem wurde Zugang (3) ein Einzelstück ohne Ablieferung (IGB-REGa 6.6 (3) zugeordnet.
Zugang (4): Es handelt sich um Korrespondenzdossiers der Jahre 1962 bis 1964.
Bewertung und Kassation
Zugang (1):
Mit Ausnahme der Steuerakten wurden alle 1980 noch vorhandenen Unterlagen übernommen.
Zugang (2):
Kassiert wurden Kopien von bereits vorhandenen Korrespondenzen der Verwaltung bis 1980 sowie diverse Rechnungs- und Bankbelege.
Zugang (3):
Es wurden keine Kassationen vorgenommen.
Zugang (4):
Es wurden keine Kassationen vorgenommen.
Ordentliche Schutzfrist
Provenienzstelle
Zeitraumende
30
12/31/2034
Oeffentlich
Es gelten besondere Benutzungsbestimmungen.
uneingeschränkt
Deskriptoren sind nur für die Zugänge 2 und 3 vergeben. Die Unterlagen von Zugang 1 sind im Zentralkatalog erschlossen.
Verwandte VE nicht in scopeArchiv
Die Nachlässe der Rabbiner Arthur Cohn und Heinrich Cohn wurden in London aufbewahrt und gingen im Februar 2017 an die Jerusalemer Zentralarchive für die Geschichte des jüdischen Volkes / The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP)